What is the id?!
In frühen Science-Fiction-Filmen stellten meist gigantische, teilweise mutierte Monster («Them!», «The Beast from 20,000 Fathoms») oder böse Aliens («War of the Worlds», «The Day the Earth Stood Still») eine Bedrohung für die nicht wirklich friedliche Existenz der Menschheit auf der Erde dar. Das änderte sich 1956, als in «Forbidden Planet» das Unbewusste eines Wissenschaftlers die Weltraumreisenden gefährdete.
Auf der Suche nach einer verschollenen Mission landet im 23. Jahrhundert das Raumschiff C-57D auf dem Planeten Altair IV. Die von Commander J. J. Adams (Leslie Nielsen) angeführte Gruppe wird nach der Landung von einem Robotor abgeholt und zum seltsamen Dr. Morbius (Walter Pidgeon) gebracht. Der warnt die Besucher eindringlich vor einem tödlichen Phänomen, das bereits alle seine Kollegen getötet hat, mit Ausnahme seiner erst später natürlich verstorbenen Frau. Noch am Leben ist die auf Altair IV geborene Tochter von Dr. Morbius, die wunderhübsche Altaira (Anne Francis).
Die Anwesenheit eines weiblichen Wesens sorgt gleich für aufgewühlte Hormonspiegel bei der rein männlichen Besatzung der C-57D. Vor allem Lt. Jerry Farman (Jack Kelly) sorgt dafür, dass Altaira lernt, wie sich Mann und Frau auf der Erde näher kommen. Von den Berührungen und Küssen ist Altaira jedoch nicht wirklich stimuliert. Dafür beginnt nun ein unsichtbares Monster, zuerst die Kommunikationsmittel des Raumschiffs zu zerstören, und es greift später auch die Besatzung an. Dr. Morbius erklärt endlich, dass der Planet von einer fortgeschrittenen Zivilisation bewohnt war, den Krells. In einer einzigen katastrophalen Nacht seien sie ausgestorben.
Obschon einige Bestandteile von «Forbidden Planet» aus heutiger Perspektive reichlich naiv erscheinen, insbesondere die etwas prüde Behandlung der Sexualität, so ist der Science-Fiction-Thriller doch bedeutend mehr als nur ein spannendes Zeitdokument. Durch die in der Handlung eingesetzten Technologien und den Umgang mit der Weltraumreise funktioniert «Forbidden Planet» einerseits als Vorbild sowohl für «Star Trek» und «Star Wars». Andererseits ist die Konfrontation mit der Technologie einer untergegangenen Zivilisation durchaus klug und ansprechend umgesetzt und hinterfragt die Vorurteile gegenüber fremden Gesellschaften und die Selbstüberschätzung der eigenen Fähigkeiten.
Technisch war «Forbidden Planet» auf dem neuesten Stand der Möglichkeiten, eine kunstvolle Prestigeproduktion von MGM. Eindrücklich sind auch heute noch die Kulissen und die Matte Paintings, insbesondere die enormen unterirdischen Bauten der Krells. Aber auch die meisten Spezialeffekte sind immer noch eine Pracht. Für die Erschaffung des zentralen Monsters sowie zahlreiche weitere Spezialeffekte war Animationszeichner Joshua Meador zuständig, der bereits für besondere Zeicheneffekte im Segment «The Sorcerer’s Apprentice» von «Fantasia» verantwortlich war und von den Walt Disney Studios an die Produktion von MGM ausgeliehen wurde.
Vielleicht etwas schwieriger nachvollziehbar ist die Faszination, die Robby the Robot nach der Veröffentlichung des Films ausgestrahlt hat. Der Roboter hatte zwar praktisch alle wunderbaren Funktionen eines modernen Roboters und befolgt ausserdem brav die Gesetze von Asimov, ist aber im Vergleich zu C3PO oder Sonny ordentlich schwerfällig und auch nicht übermässig reizvoll gestaltet. Dennoch war das Publikum dermassen von Robby the Robot begeistert, dass er ein Jahr danach die Hauptrolle in «The Invisible Boy» erhielt und auch in weiteren Filmen und Fernsehserien auftrat.
Die vorzügliche Blu-ray-Disc ist mit mehreren exzellenten Extras ausgestattet. Eines davon ist die 90-minütige inoffizielle Fortsetzung «The Invisible Boy». Hauptfigur darin ist Timmie (Richard Eyer), der Sohn des Mathematikers Dr. Tom Merrinoe (Philip Abbott), der einen Supercomputer gebaut hat, der das Wissen der gesamten Menschheit speichert. Die Maschine hat aber böse Absichten und steigert die Intelligenz von Timmie. Durch einen Zeitreisetrick entdeckt Timmie in einer Ecke eines Labors den verstaubten Roboter und repariert ihn. Der Supercomputer setzt anschliessend die Gesetze von Asimov ausser Kraft und verwendet Robby als Instrument für seine üblen Pläne.
Auch «The Invisible Boy» erhält einige simple Elemente, vor allem die Ratlosigkeit der versammelten Wissenschaftler. Das augenzwinkernden Humor enthaltende Science-Fiction-Drama fasziniert aber ebenso wie «Forbidden Planet» durch die aufgeworfenen Themen wie den Umgang mit künstlicher Intelligenz, die bis heute nur wenig von ihrer Aktualität verloren haben. Ausserdem hat wohl schon jedes Kind (zumindest jedes männliche) davon geträumt, einen Roboter als Spielpartner zu haben und nach Belieben für eine Weile unsichtbar zu sein.
Auch eine Episode der TV-Serie «The Thin Man» (25 Minuten) mit einem Auftritt von Robby the Robot ist auf der Blu-ray-Disc enthalten. Zwei Beiträge befassen sich mit den Hintergründen zu «Forbidden Planet» (26 Minuten) und der Erschaffung von Robby (13 Minuten). Faszinierend ist die 56-minütige Dokumentation «Watch the Skies!: Science Fiction, the 1950s and Us», in der primär vier Titanen des Science-Fiction-Films über ihre Faszination für die Werke aus den 50er-Jahren sprechen. Steven Spielberg, George Lucas, Ridley Scott und James Cameron erzählen, wie sie durch diese Filme aus ihrer Jugend geprägt wurden.
Bewertung:
Bildqualität (Blu-ray):
Tonqualität (Blu-ray):
Bonusmaterial (Blu-ray):
(Bilder: © Warner Home Video)