In there is our destiny.
Technische Geräte sind früher oder später veraltet und werden durch Nachfolgemodelle ersetzt. In der Filmwelt gibt es einen ähnlichen Vorgang, der als Remake bekannt ist. Diese Erneuerung ist irgendwie vor allem für Filme angebracht, die stark auf Spezialeffekte setzen, denn die Technik macht in wenigen Jahren starke Entwicklungen durch. So ist es nur logisch, dass es allmählich höchste Zeit für eine Neufassung des Science-Fiction-Kultfilms «Tron» war, der 1982 neue Massstäbe bezüglich digitaler Animation in Spielfilmen setzte. «Tron: Legacy» ist offiziell zwar eine Fortsetzung, fühlt sich aber wie ein Remake an.
1989 verspricht Kevin Flynn (Jeff Bridges, «Crazy Heart») seinem Sohn Sam, dass er ihn einmal an seinen Arbeitsplatz mitnehmen wird. Doch daraus wird nichts. Eines Tages ist der Software-Entwickler und Geschäftsführer von Encom International plötzlich verschwunden. 20 Jahre später ist Sam (Garrett Hedlund, «Troy») zwar der Hauptaktionär der Firma seines Vaters, er macht sich aber jedes Jahr einen Spass daraus, dem Vorstand einen Scherz zu spielen. Dieses Jahr bricht er in das Gebäude ein, um die neueste Version des Betriebssystems zum kostenlosen Download ins Internet zu stellen.
Wenig später taucht Vorstandmitglied Alan Bradley (Bruce Boxleitner) bei Sam auf, um ihn über eine geheimnisvolle Nachricht auf seinem Pager zu informieren. In der alten Computer-Spielhalle «Flynn’s» entdeckt Sam einen geheimen Raum, wo er unabsichtlich ins Computer-Netz transportiert wird. Dort muss er sich in tödlichen Spielen gegen Programme durchsetzen. Schliesslich gelangt er zum Anführer Clu, einer digitalen Kopie seines Vaters. In einem weiteren Kampf wird Sam beinahe getötet, bevor er von Quorra (Olivia Wilde) gerettet wird. Sie weiss, was mit seinem Vater geschehen ist.
Die Handlung von «Tron: Legacy» setzt also grundsätzlich mit einem Unterbruch von 28 Jahren an die Ereignisse an «Tron» an. Doch durch den praktisch identischen inhaltlichen Ablauf, kann die Fortsetzung problemlos als Remake bezeichnet werden. Ein Mensch wird in eine Gestalt im Computer-System verwandelt, muss dort zunächst ein paar Spiele (Light Cycles, Disc) bestehen, flieht danach und kämpft mit Hilfe von einigen abtrünnigen Programmen gegen den grössenwahnsinnigen Anführer. Sogar die Reise auf einem Solar Sailor ist vorhanden. Der grösste Unterschied besteht eindeutig in der Umsetzung der digitalen Effekte. War vieles an «Tron» noch ziemlich experimentell und sieht aus heutiger Perspektive teilweise rudimentär aus, so lässt sich an den digitalen Effekten in «Tron: Legacy» fast nichts aussetzen.
Regie-Debütant Joseph Kosinski versteht es, die technischen Spielereien wirkungsvoll in Szene zu setzen. Die Rennen und Kämpfe in der Arena und in der übrigen Computer-Welt sind packend inszeniert. Noch besser zur Geltung würden sie lediglich kommen, wenn Disney auf eine Umwandlung in 3D verzichtet hätte. Da die Projektion mit 3D-Technik zu einem markanten Helligkeitsverlust führt, verlieren die zahlreichen Lichteffekte ihre Strahlwirkung. Ein wenig gewöhnungsbedürftig ist der digital verjüngte Jeff Bridges. Die Umwandlung sieht zwar mehr oder weniger lebensecht aus, doch den Gesichtsbewegungen ist einfach anzusehen, dass Bridges mittlerweile deutlich mehr Falten als ein junger Mensch hat.
Durch das Spektakel und die Tricks auf der Leinwand kann schon fast vergessen werden, dass die Drehbuchautoren Edward Kitsis und Adam Horowitz nicht gerade besonders einfallsreich waren. Immerhin sind sie der Vorlage ziemlich treu geblieben. Neben Anleihen aus diversen anderen Science-Fiction-Werken, wie «The Matrix», «2001: A Space Odyssey», ein wenig «Star Wars» («I’m not your father, Sam. But I’m very happy to see you»), und sogar einer Hommage an Charlie Chaplin sind auch zahlreiche Anspielungen auf «Tron» eingestreut, so dass sich Anhänger des ersten Teils immer wieder schmunzelnd daran erinnern können. Als etwa Sam in «Flynn’s» den Strom anstellt, ertönt «Separate Ways (Worlds Apart)» von Journey, die 1982 sogar zwei Lieder besteuerten.
Kosinski vernachlässigt auch die Schauspieler nicht. Garrett Hedlund erweckt zwar den Eindruck, dass er vor allem wegen seiner sonoren Stimme als Sohn von Kevin Flynn ausgewählt wurde. Über die gleiche Ausstrahlung wie Jeff Bridges verfügt er nicht wirklich. Es kann allerdings auch sicher nicht behauptet werden, dass Bridges 1982 bereits der imponierende Schauspieler war, der er heute ist. Damals spielte er den jungen Flynn mit einer spitzbübischen Lockerheit. In dieser Hinsicht steht ihm Garrett Hedlund in wenig nach. Der Sohn ist jedoch eher noch ein wenig rebellischer und dickköpfiger. Der Nachfolger darf sogar mindestens eine Zeile aus «Tron» zitieren. Als er vor der gigantischen Sicherheitstüre von Encom steht, sagt er «Now, that is a big door», genau gleich wie sein Vater 28 Jahre früher.
Fazit: «Tron: Legacy» verfügt über den fast gleichen Unterhaltungswert wie «Tron» und fügt sich durch die Vorlagentreue beinahe nahtlos an den ersten Teil an.
Bewertung:
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