Wie sich die Zeit in zwölf Jahren verändern kann. 1955 war die Welt für «Polizischt Wäckerli» in Allenwil noch in Ordnung. 1967 befindet er sich nun plötzlich in Öppenau (was für ein herrlicher Ortsname!) und er befindet sich in Gefahr. Obschon er auch einen Schlag einstecken muss, sieht sich der wackere Wäckerli (Schaggi Streuli) in «Polizist Wäckerli in Gefahr» vor allem durch die Verführungskünste einer jungen Verkäuferin (Julia Vonderlinn) gefährdet. Besonders seine besorgte Frau (Margrit Rainer) befürchtet, dass ihr Gatte den Versuchungen nicht widerstehen kann.
Dabei ist die Welt auch sonst nicht mehr so im Lot. Zwei zwielichtige Erbschleicher (Jörg Schneider als HüGü-Vögeli und Paul Bühlmann) beschäftigen Wäckerli, und dann ist da noch der Landstreicher Brugger (Rainer Litten), der dem reichen Dorfbewohner Waneck (Alfred Lohner) nachstellt. Viel Aufmerksamkeit wird aber auch der heimischen Ordnung geschenkt, denn die ist von Spannungen zwischen Eltern und Kindern geprägt.
Wurde der künstlerisch veranlagte Sohn Ruedi in «Polizischt Wäckerli» noch von Peter Brogle gespielt, wird er in der Fortsetzung von René Scheibli verkörpert. Die Tochter ist mittlerweile nicht mehr zu Hause. Dafür ist die Schwiegertochter Annelies (Fay Kaufmann) eingezogen, die langsam die ständigen Nörgeleien der Schwiegermutter nicht mehr aushält. Die heftigste Auseinandersetzung über die Lebensansichten gibt es allerdings zwischen Vater und Sohn:
Studer: «Wenn ich mir zuerst Mühe geben muss, dann ist es sowieso keine Kunst.»
Ruedi: «Das ist ein typischer Füdlibürger-Standpunkt.»
Der Vater erklärt, dass man planen und sparen soll. Darauf erwidert Ruedi: «Ich bin auch Mensch. Ich lebe nicht nur für die Arbeit.» Danach streift die Diskussion sogar noch die «Pilzköpfe und ihre Tschäderemusig». Die Vorwürfe des Vaters kontert Ruedi mit den Fragen: «Wer macht das Geschäft mit den Beatles-Platten? Die Alten. Wer macht Sexfilme? Die Alten.» Die junge Musik findet dann später durch The 5 Tomcats eingang in den Film. Da die laute Musik aber eine Trauergesellschaft stört, wird kurzerhand die Sicherung rausgedreht. Köstlich.
So treffend das Drehbuch von Streuli und Regisseur Sigfrit Steiner die Sprache und den Generationenkonflikt abbildet, so ungelenk ist teilweise die Struktur. Zudem ist die Krimigeschichte viel zu durchsichtig. Einzig die konkrete Auflösung des Falls birgt noch ein wenig Überraschung. Die drei Hauptelemente des Films werden so schwerfällig miteinander verbunden, dass der Verleih beim Kinostart folgende Sätze ins Programmheft stellte: «Obwohl ein Polizist im Mittelpunkt steht, ist es kein Kriminalfilm, trotz viel Humor kein Lustspielfilm, und trotz der kleinen Flirts kein Liebesfilm. Es ist ein Schweizerfilm.»
Das Bonusmaterial auf der DVD zeigt, dass schon damals der Wert des Mundart-Films kritisch hinterfragt wurde. Der Autor im «Volksrecht» geht hart ins Gericht: «Dass sich auch dieses Dorfhistörchen im Rahmen der hierzulande üblichen Einfallslosgkeit halten werde, war ja nun allerdings zu erwarten; peinlich aber, gelinde gesagt, wirkt die Art, in der das alles inszeniert worden ist.» Und weiter «Entstanden ist ein bemühendes Gewirr von stilistischen Versuchen nach allen Richtungen.»
In «Neue Zürcher Nachrichten» ist von einem «sauersüssen Birchermüesli» die Rede: «Was sich über weite Strecken hin breitmacht, ist pure Langeweile.» Den Produzenten der DVD ist es hoch anzurechnen, dass diese übertrieben vernichtenden Urteile auf der DVD enthalten sind. Den Besuchern der Premiere hat der Schweizerfilm aber mehrheitlich gut gefallen, obschon auch von dort Aussagen wie «Für bescheidene Ansprüche reicht es» und «Nachdem ihn alle ausgezeichnet finden, muss ich das wohl auch» zu hören sind. Unterhaltungswert besitzt «Polizist Wäckerli in Gefahr» zweifellos, auch wenn es sich eindeutig nicht um ein Meisterwerk handelt.
Herausragend an der DVD ist vor allem die makellose Bildqualität. Neben dem bereits erwähnten Beitrag von der Premiere (6 Minuten) sind auf der DVD auch noch ein Bericht über die Entstehung des Films (6 Minuten) sowie Werbematerial und einzelne Texttafeln enthalten.
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Bonusmaterial:
(Bilder: ©Praesens-Film AG)