Regisseur Jon Favreau hat nicht wirklich damit gerechnet, dass «Iron Man» ein Erfolg werden wird. Doch die Comic-Verfilmung liegt in der Jahreswertung 2009 zumindest in den USA hinter «The Dark Knight» gleich auf dem 2. Platz – ganz knapp vor «Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull». Seine besonderen Fähigkeiten verdankt der eiserne Mann seiner Erfindungskraft. Unter der Rüstung von Iron Man, die eigentlich aus einer Legierung von Gold und Titan besteht, steckt Ingenieur, Waffenentwickler und Playboy Tony Stark (Robert Downey Jr., «Zodiac»).
Schon der Vater von Tony Stark hat für die US-Armee Waffen entwickelt. Der Sohn ist nun ebenfalls in diesem lukrativen Geschäft tätig. Wenn er nicht gerade mit seinem unbändigen Charme Frauen betört und ins Bett schleppt, schlägt sein patriotisches Herz ganz für die Soldaten der USA. Nur mit den besten Waffen können sie ihren Feinden das Fürchten beibringen. Auf einer Promotionstour in Afghanistan gerät aber ausgerechnet Stark in die Hände von Rebellen.
Ironie des Überfalls: Stark ist von Splittern einer Bombe aus seiner Fabrik getroffen worden. Er überlebt nur dank einem an seine Brust befestigten, durch eine Autobatterie betriebenen Elektromagneten, der die Splitter daran hindert, bis in sein Herz vorzudringen. Anstatt eine Bombe für die Rebellen bastelt sich Stark eine eiserne Rüstung, die ihm die Flucht ermöglicht. Zurück in den USA verfeinert er seine Erfindung und deckt eine Verschwörung innerhalb seiner eigenen Firma auf. So kommt seine neue Wunderwaffe gleich zum Einsatz.
«Iron Man» ist der erste Film, den das Comic-Imperium Marvel Comics aus eigener Tasche finanziert hat. Mit nur halb so viel Erfolg ist in diesem Sommer auch schon «The Incredible Hulk» in den Kinos gewesen. Die Projekte «Captain America», «Thor» und «Ant-Man» sind in Entwicklung. Durch die Eigenproduktion ändert sich aber nicht viel an der Art der Inszenierung. So erinnert «Iron Man» gezwungenermassen an «Spider-Man» und «X-Men». Regisseur Jon Favreau («Zathura») lässt nicht wirklich eine Handschrift erkennen, wirft sich dafür aber auch nicht der Handlung in den Weg.
Wenn die Geschichte sich zwischendurch in komplizierten Plänen verheddert, dann liegt das vor allem an den Ansprüchen an einen Superhelden-Film. Da in «Iron Man» auch noch eine neue Figur eingeführt wird, kommt die Handlung teilweise nur stockend voran. Zudem wird das Drehbuch zum Opfer der Genre-Konvention, die ein Showdown der Gegenspieler verlangt. Die Drehbuchautoren Mark Fergus, Hawk Ostby, Art Marcum und Matt Holloway sorgen wenigstens dafür, dass dieser Iron Man zu einem eigentlichen Ironic Man wird. So wird Stark eben durch eine Bombe aus seiner Fabrik verwundet, und am Schluss will er mit seiner Rüstung zwar für Frieden sorgen, hat damit aber beinahe eine Waffe für seine Feinde konstruiert.
Für teilweise subtilen, teilweise offenkundigen Humor ist schliesslich Downey Jr. besorgt, der seiner herzlosen Figur das nötige Leben einhaucht. Sein Sarkasmus kann von kaum einem Superhelden überboten werden und die Pannen während der Testphase seiner Rüstung sind herrlich. Wenn jedoch gegen Ende genügend Zeit bleibt, um wiederholt auf die nun geplante Fortsetzung hinzuweisen (Terrence Howard wirft einen sehnsüchtigen Blick auf eine Rüstung, die Organisation S.H.I.E.L.D. erhält ihren Namen etc.), dann wirkt das mit zunehmender Häufigkeit nur noch aufgesetzt. Wenigstens dürfte in «Iron Man 2» die Konzentration voll der Geschichte gelten.
In den Nebenrollen bleiben Terrence Howard («The Brave One») als Jim Rhodes und Jeff Bridges als Obadiah Stane ziemlich blass. Dafür darf Gwyneth Paltrow endlich wieder auf der Leinwand bewundert werden, nachdem ihre letzten Filme («Proof», «Running with Scissors» und das wunderbare CGI-Spektakel «Sky Captain and the World of Tomorrow») hierzulande nur auf DVD erschienen sind. Viel Entfaltungsmöglichkeit bietet die Rolle von Pepper Potts, der Assistentin von Stark, zwar auch nicht wirklich, aber die Chemie zwischen ihr und Downey Jr. stimmt auf jeden Fall. Dazwischen darf auch noch Regisseur Jon Favreau als Leibwächter von Stark ins Bild stolpern, und natürlich fehlt auch der Gastauftritt von Stan Lee nicht.
Die Bildqualität der Blu-ray-Disc von «Iron Man» ist nicht makellos, da an den Konturen leichte Rauscher auffallen. Aber ansonsten sieht das Bild sehr hübsch aus und die raumfüllende Tonabmischung in DTS-HD Master Audio 5.1 hält einige wirkungsvolle Effekte bereit. Auch das gesamte Bonusmaterial ist in High Definiton enthalten.
Der Drehbericht ist in sechs Teile (zwischen 8 bis 22 Minuten) aufgeteilt und schildert vor allem eindrücklich die intensive Vorbereitungsphase. Besonders erfrischend ist aber die im letzten Beitrag geäusserte, schon eingangs erwähnte Ungewissheit von Jon Favreau über die Erfolgsaussichten von «Iron Man». Acht entfallene Szenen (zwischen 1 und 4 Minuten) geben einen Eindruck von der Entwicklung des Films, da nicht alle Effekte vollständig sind und zum Teil auch die Musik fehlt.
Nicht weiter erwähnenswert sind ein Kameratest von Downey Jr. (6 Minuten) und eine Drehprobe von Downey Jr. mit Bridges. Dafür geht ein zusätzlicher Beitrag (27 Minuten) ausführlich auf die beeindruckenden visuellen Effekte ein. In diesem Bereich ist «Iron Man» ganz klar ein Favorit auf eine Oscar-Nomination. Die Blu-ray-Disc ist auch noch mit der Funktion BD Live ausgestattet, die es erlaubt Zusatzinformationen aus dem Internet zu beziehen. Momentan ist meine Playstation 3 allerdings noch nicht verbunden.
Film:
Bildqualität (Blu-ray):
Tonqualität (Blu-ray):
Bonusmaterial (Blu-ray):
(Bilder: ©Warner Home Video)