There might be danger.
Niedlich. Das ist irgendwie das erste Wort, dass mir in Verbindung mit dem Animationsfilm «Bambi» in den Sinn kommt. Die Begegnung des süssen Rehkitzes (oder exakter des Weisswedelhirschkalbs) mit dem Stinktier oder die Rutschpartie auf dem Eisfeld sind einfach süss. Doch ganz so harmlos unschuldig ist «Bambi» dann doch nicht. Da auch nämlich noch der Tod der Mutter, der Kampf mit einem Rivalen und am Schluss muss Bambi seine Freundin Faline vor schrecklichen Jagdhunden retten und einem Feuer entkommen. In «Bambi» ist also durchaus Material für Alpträume vorhanden.
Dabei ist die Handlung von «Bambi» ausserordentlich simpel. Eines Tages herrscht im Wald eine ungewöhnliche Aufregung: «The new prince is born!» Noch auf wackligen Beinen beginnt das Hirschkalb Bambi seine Umgebung und die übrigen Tiere zu erkundschaften. Der erste Freund ist das vorlaute Kaninchen Thumper. Dann begegnet Bambi auch noch einem Skunk, den er wegen einer Verwechslung «Flower» nennt. Der schüchterne Skunk stört sich nicht daran: «He can call me a Flower if he wants to. I don’t mind.»
Nach den ersten, wenig bedrohlichen Entdeckungen dringen langsam auch Gefahren in das Leben von Bambi. Seine Mutter warnt ihn vor den Menschen, die in den Wald kommen. Bei einem ersten Ausflug auf eine offene Wiese, müssen sie vor Schüssen fliehen. Anschliessend folgt der erste harte Winter für Bambi, der aber auch einen Ausflug auf einen zugefrorenen Teich beinhaltet. Einen Schock gibt es, als der Schnee zu schmelzen beginnt: Bambis Mutter wird von einem Jäger erschossen. Doch das Leben geht weiter und im Frühling entdeckt das Trio Bambi, Thumper und Flower ganz neue Gefühle.
«Bambi» stellt bereits den Abschluss der künstlerisch ergiebigsten Phase der Walt Disney Productions dar. Zusammen mit den zuvor entstandenen Werken «Snow White and the Seven Dwarfs», «Pinocchio», «Fantasia» und «Dumbo» bildet «Bambi» die sogenannten «Big Five» von Walt Disney. Da vier dieser Filme während dem Zweiten Weltkrieg in die Kinos kamen, spielten sie allerdings nicht so viel Ertrag ein, wie für die Produktion weiterer derart anspruchsvoller Animationsfilme nötig gewesen wäre. Daher mussten sich die Disney Studios für die anschliessenden Produktionen deutlich einschränken. In «Bambi» zeigt sich aber noch einmal die volle Kunstfertigkeit der legendären Animatoren wie Ollie Johnston, Frank Thomas, Milt Kahl, Marc Davis oder Eric Larson.
Die Gestaltung der Bilder ist teilweise stark naturalistisch, allerdings mit einer meist reduzierten Ausgestaltung. Die Bewegungen der Tiere sind realistisch, die Formen der Natur dahinter teilweise nur angedeutet. Anstatt möglichst jedes einzelne Blatt und jeden Grashalm zu zeichnen, wird vielmehr der ganzheitliche Eindruck eines Waldes vermittelt. Die impressionistische Gestaltung soll auch die emotionalen Wirkung der Landschaft vermitteln. Daneben sind einige Szenen deutlich expressionistisch umgesetzt, ganz besonders der eindrückliche Kampf der beiden jungen Hirsche.
Einen grossen Stellenwert nimmt auch die Musik ein. In seinen Filmen versuchte Walt Disney stets, eine Harmonie zwischen den Bildern und der Musik zu erzeugen. Wie in «Fantasia», dem Musterprojekt in dieser Hinsicht, setzte er auch in «Bambi» anstatt auf überlastete Dialoge zwischen den Tieren vielfach einfach auf die Wirkung der Musik. Die Geschichte des jungen Hirsches, der den Wald mit seinen Tieren und die Gefahren durch das Eindringen der Menschen kennen lernt, beschränkt sich für viele Szenen auf die Sprache des Orchesters. Die Musik verbindet sich beinahe intuitiv mit den Bewegungen und den Farben auf der Leinwand.
Die «Diamond Edition» von «Bambi» hält zahlreiches Archivmaterial aus den Schatzkammern der Disney Studios bereit. Bemerkenswert auf der Blu-ray-Disc ist eine Bild- und Tonspur, auf der die kreativen Prozesse während der Entstehung nachgestellt werden. Dazwischen lassen sich 13 Kurzbeiträge anwählen, die gewisse Aspekte des Films genauer erklären, beispielsweise die Leistung von Retta Scott, der ersten weiblichen Animatorin von Disney, oder auch die beiden Pluto- und Mickey-Mouse-Kurzfilme «Canine Caddy» und «On Ice», die für einige Szenen als Vorlage dienten. Neben zwei entfallenen Szenen und einem nicht verwendeten Lied ist auch das Bonusmaterial der letzten DVD vorhanden, zu dem etwa ein 53-minütiger Bericht über die Entstehung gehört.
Bewertung:
Bild-/Tonqualität (Blu-ray):
Bonusmaterial (Blu-ray):
(Bilder: © Walt Disney Studios Home Entertainment)