«War Horse» von Steven Spielberg

Y’know your dad makes mistakes, and he drinks to forget the mistakes that he’s made, but… But he never gave up! And he does that for us! And today you showed the world that’s all been worth it. You keep looking after Joey, and’ll be always be looking after you.

Der Titel sagt eigentlich schon alles. Basierend auf eine Vorlage von 1982 erzählt «War Horse» von einem Pferd, das in den Krieg geschickt wird. Regisseur Steven Spielberg inszenierte das Drama mit einem sogar für seine Verhältnisse völlig übertriebenem Einsatz von klobigem Kitsch und peinlichem Pathos.

Die Titelfigur von «War Horse» ist ein Englisches Vollblut, das in der englischen Grafschaft Devon vom Bauernsohn Albert Narracott (Jeremy Irvine) schon als Fohlen bewundert wird. Als das Pferd von seinem Besitzer auf dem Dorfmarkt verkauft wird, lässt sich Alberts betrunkener Vater Ted (Peter Mullan) zu einer Verrücktheit hinreissen. Obschon das Vollblut als Ackergaul völlig ungeeignet ist, ersteigert er das Pferd, weil er nicht möchte, dass sein Verpächter Lyons (David Thewlis) den Zuschlag erhält. Ted Narracott hat dadurch gleich zwei Probleme: einerseits besitzt er nun ein Pferd, das auf seinem Hof nicht eingesetzt werden kann, andererseits fehlt ihm jetzt das Geld für die Pacht. Doch Ted weigert sich, dem Drängen seiner Frau Rose (Emily Watson) nachzugeben und das Pferd zurückzubringen.

Albert ist derweil überzeugt, dass das Pferd, das er Joey tauft, für die Arbeit auf dem Bauernhof taugt. Das ist auch notwendig, denn die Narracotts können den Hof nur behalten, wenn es ihnen gelingt, ein hartes Stück Acker mit Rüben zu bepflanzen. Deshalb muss Albert dafür sorgen, dass Joey einen Pflug zieht. Das gelingt auch tatsächlich, doch… oh Schande, kurz darauf wird durch ein Ungewitter das Feld überschwemmt und das Gemüse vernichtet. Joey muss daher von Ted an das Militär verkauft werden. Die Kavallerie ist darauf angewiesen, denn soeben ist der 1. Weltkrieg ausgebrochen. So kommt Joey von der Insel aufs Festland und gerät im Krieg zwischen die Fronten.

Der Auftakt mit dem Einsatz von Joey als Ackergaul ist eigentlich nur die Einführung. Dennoch fühlt es sich so an, als ob in diesem ausführlichen Prolog schon ein ganzer Film enthalten ist. Da allerdings die Handlung vorangetrieben werden muss, bleibt kaum genügend Zeit für die Entwicklung der einzelnen Szenen. Stattdessen werden die Momente nach bekannten Mustern abgewickelt und verlieren dadurch jegliche emotionale Wirkung. Die Einführung von Albert und seine Beziehung zu seinem Pferd, zu seinen Eltern und zu seinem Rivalen im Dorf, der natürlich der Sohn des reichen Landbesitzers ist, werden in vorhersehbaren Szenen durchgespielt.

Besonders penetrant an den rührseligen Szenen ist nicht nur die Wiederverwertung von altmodischen Motiven, sondern die teilweise erschreckend schlampige Umsetzung. Es ist beinahe schon ein Skandal, dass Janusz Kaminski für seine Kameraarbeit für einen Oscar nominiert und auch bereits mit einem Critics Choice Award und einem Satellite Award ausgezeichnet wurde. Vor allem die Aufnahmen in England sind schrecklich ausgeleuchtet. Bezeichnend dafür ist eine Szene bei Tageslicht, in der Albert über ein Feld rennt und mehrere Schatten in alle Richtungen wirft. Das die Auszeichnungen unverdient sind, macht auch die fehlende Nomination für die Auszeichnung vom Berufsverband American Society of Cinematographers deutlich.

Aufdringlich ist aber auch die Musik von John Williams, die sich nie so richtig entscheiden kann, ob der Film nun eine Komödie oder eine rührselige Tragödie sein soll. Die Handlung auf dem Bauernhof schwankt tatsächlich noch ein wenig zwischen den beiden Genres hin und her. Dort ist auch noch eine aggressive Gans für Humor zuständig, und Albert fliegt bei einem Ausritt über eine Mauer. Später versinkt die Geschichte aber endgültig in tiefste, bisweilen unerträgliche Trändendrückerei. Dabei ist die Manipulation der Gefühle so berechnend, dass die Szenen eher zu unfreiwilligen Lachern motivieren.

Zuletzt stellt sich noch die Frage, auf welches Publikum «War Horse» überhaupt ausgerichtet sein soll? Für Pferdeliebhaber, insbesondere Mädchen und junge Frauen, sind die qualvollen Szenen im Krieg kaum erträglich. Und wer sich nicht wirklich mit Pferden identifizieren kann, wird sich sowieso sehr schnell langweilen.

Fazit: «War Horse» ist eine schwerfälliges Drama, das auf banalste Weise die Botschaft vermittelt, dass Krieg bestalisch ist.

Bewertung: 1 Stern

(Bilder: ©DreamWorks II Distribution Co., LLC. All Rights Reserved.)

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