«The Cold Light of Day» von Mabrouk El Mechri

There’s no way I can ever explain it to you.

Das soll also ein Thriller sein. In «The Cold Light of Day» wird eine Familie entführt. Ein Koffer wird als Lösegeld gefordert. Spannung kommt deshalb trotzdem keine auf. Zu schlampig ist die Inszenierung, zu einfallslos das überladene Drehbuch. Eine einzige Verschwendung von Material und Schauspielern.

Der junge amerikanische Unternehmer Will Shaw (Henry Cavill, «Stardust») ist für ein paar Tage Erholung zu seiner Familie gereist, die gerade Ferien auf einer Jacht vor der Küste Spaniens verbringt. Doch plötzlich ist die Familie verschwunden. Da die Polizei nicht sehr hilfsbereit ist, flüchtet Will. Unterwegs trifft er auf seinen Vater Martin (Bruce Willis, «Armageddon»), der ihm verrät, dass er ein CIA-Agent ist. Zusammen fahren sie nach Madrid, wo Martin Hilfe von seiner Partnerin Jean Carrack (Sigourney Weaver, «Avatar») erwartet. Doch das Treffen stellt sich als Falle heraus.

In der Folge ist Will (beinahe) auf sich alleine gestellt und muss einen geheimnisvollen Koffer finden, damit seine Mutter, sein Bruder und dessen Freundin wieder freigelassen werden. Bei seiner Suche stösst er auf die junge Spanierin Lucia (Verónica Echegui), die offensichtlich den Vater von Will kennt – allerdings unter einem anderen Namen. Gemeinsam flüchten sie vor gefährlichen Agenten und versuchen, zwischen den Fronten die Familie von Will und sich selbst zu retten.

Wieso sieht man sich einen Thriller an? Weil man auf die Folter gespannt werden möchte. Gefoltert wird man von «The Cold Light of Day» tatsächlich. Das Drehbuch vermag nämlich keinerlei Spannung zu erzeugen, sondern löst höchstens Kopfschütteln über die beliebige Verwendung von Klischees aus allen möglichen Agenten-Filmen aus. Ein Koffer steht eigentlich im Mittelpunkt des Thrillers von Regisseur Mabrouk El Mechri («JCVD»). Doch das Objekt ist ein klassischer MacGuffin, ein Gegenstand der für die Handlung zwar zentral, aber dennoch völlig zufällig ist. Die Drehbuchautoren Scott Wiper und John Petro haben rund um die Jagd auf diesen Koffer ein möglichst undurchschaubares Gerüst an Figuren aufgebaut. Durch die vielen Täuschungen und Lügen stirbt aber auch schnell das Interesse an den Figuren.

«The Cold Light of Day» hätte im Grunde eine Wachablösung der Action-Stars werden können: Bruce Willis übergibt sozusagen den Dienst an den jungen Henry Cavill. Doch zu blass bleibt der aufstrebende Cavill. Die Rolle setzt zwar voraus, dass er meistens ahnungslos und unentschlossen aussieht, dadurch entwickelt seine Figur aber zu wenig Dynamik. Selbst Bruce Willis und Sigourney Weaver sehen in ihren Rollen mehrheitlich ausserordentlich gelangweilt aus oder zumindest so, als ob sie gerade realisieren würden, wie dürftig die Dialoge sind, die sie da gerade wiedergeben müssen. Gefordert werden ihre Fähigkeiten auf jeden Fall nicht. Da ist es wenig verwunderlich, dass der Eindruck entsteht, dass sie sich höchst unmotiviert durch die Szenen mühen.

Doch «The Cold Light of Day» ist nicht nur inhaltlich mühsam, auch formal bietet der Thriller keinerlei Spannung. Hinter der Kamera stand zwar der erfahrene und keineswegs untalentierte Remi Adefarasin («Elizabeth: The Golden Age»). Doch sollte er tatsächlich die eine oder andere reizvolle Einstellung eingefangen haben, so wurde seine Leistung spätestens durch die Arbeit von Cutter Valerio Bonelli zerstört. Lieblos wurden im Schnitt eine Nahaufnahme an die andere gereiht. Dadurch entstand in vielen Szenen eine einfallslose Abfolge von ausdruckslosen Gesichtern. Ein einziges Chaos sind die mehrheitlich unübersichtlichen Autoverfolgungsjagden. Eine Zumutung ist ausserdem die penetrante Musik von Lucas Vidal, der sogar für Landschaftsaufnahmen völlig willkürlich dröhnende Motive einsetzt.

Fazit: «The Cold Light of Day» ist ein nachlässig inszenierter Agenten-Thriller mit austauschbaren Figuren und Handlung.

Bewertung: 1 Stern

(Bilder: ©Ascot Elite)

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