For a special agent you’re not having a very special day.
Remakes sind ein wichtiges Standbein von Hollywood – egal ob von Filmen, Fernsehserien oder Kurzfilmen. Wenn dann aus dem wiederverwerteten Inhalt auch noch ein Tentpole wird, eine «Zeltstange» für Fortsetzungen, dann ist die Industrie überglücklich. Beispiele dafür sind die mittlerweile bei der fünften Folge angelangte Kinofassung der Fernsehserie «Mission: Impossible» oder die bisher aus drei modernen Episoden bestehende Kinoversion der 60er-Jahre-Produktion von «Ocean’s Eleven». Gleiches erhoffen sich nun auch die Produzenten von «The Man from U.N.C.L.E.». Die von Regisseur Guy Ritchie munter inszenierte Agententhrillerkomödie vermischt dazu Elemente der beiden genannten Remake-Reihen.
Irgendwie ist es fast schon zu zeitgemäss, dass sich 2015 ein internationales Agentenpaar aus den 60er-Jahren wieder auf gemeinsame Abenteuer begibt. Wie zu Zeiten des Kalten Kriegs stehen sich die Grossmacht USA und die ehemalige Grossmacht Russland (als verkrüppelter Nachfolger der Sowjetunion) aus irrationalen Gründen feindlich gesinnt gegenüber. Doch während die Sowjetunion als kommunistische Diktatur immerhin eine ideologisch halbwegs nachvollziehbare Grundlage hatte, entbehrt das nationalistisch-konservative Säbelrasseln der aktuellen Machthaber in Russland jeglicher Vernunft. So gesehen macht es durchaus Sinn, dass der Kinofilm «The Man from U.N.C.L.E.» sich der Gegenwart verweigert und ebenso wie die Fernsehserie in den 60er-Jahren spielt. Gemeinsamer Feind sind nicht etwa islamistische Terroristen, sondern nach einer ähnlichen Schreckensherrschaft lüsternde Überreste der Nationalsozialisten.
Die Handlung setzt in Ostberlin ein, wo CIA-Agent Napoleon Solo (Henry Cavill, «The Cold Light of Day») die Tochter eines in die USA immigrierten, seit einer Weile aber verschollenen Atombombenexperten in den sicheren Westen überführen soll. Doch auf die Mechanikerin Gaby Teller (Alicia Vikander) hat auch das KGB (der Geheimdienst der Sowjets) ein Auge geworfen. Agent Illya Kuryakin (Armie Hammer, «The Social Network») soll die Flucht verhindern. Siegreich ist natürlich der smarte Solo, der dann aber am nächsten Tag entsetzt erfahren muss, dass er auf Geheiss seines Vorgesetzten fortan mit dem athletischen sowjetischen Muskelpaket zusammenarbeiten muss. Gaby wird die beiden zu ihrem in Italien vermuteten Vater führen. Dort sollen ihn angeblich die beiden Industriellen Victoria (Elizabeth Debicki) und Alexander Vinciguerra (Luca Calvani) zur Entwicklung einer einfach zu produzierenden Atombombe drängen. Agententricks und elegant gekleidete Menschen dominieren danach die Szene.
Das Drehbuch zu «The Man from U.N.C.L.E.» hat Regisseur Guy Ritchie zusammen mit Lionel Wigram verfasst, der auch schon für die Neuinszenierung von «Sherlock Holmes» mitverantwortlich war. Die Geschichte ist aber sowieso nebensächlich und dient lediglich als Plattform für stilvoll inszenierte Machtspiele zwischen den beiden Vorzeigeagenten, die beide auf ihre Weise beweisen wollen, dass sie über die bessere Expertise verfügen. Selbstverständlich wechseln sie sich gegenseitig damit ab, wer nun dem anderen das Leben rettet. Einmal verspeist Solo genüsslich ein Sandwich, während Kuryakin beschossen wird, um ihn dann doch noch kurz vor dem Ertrinken zu retten. Ein anderes Mal taucht Kuryakin in nicht ganz letzter Sekunde auf, bevor Solo zu Tode gefoltert wird. Die Inszenierung mit dem Schwerpunkt auf eine spielerische Tonart und geschmeidige Bildwechsel in verführerischer Umgebung erinnert dabei stark an die Abenteuer von «Ocean’s Eleven». Auch dort wird der Stil über den Inhalt gestellt.
Guy Ritchie macht bei der Inszenierung auch nie ein Geheimnis daraus, dass sein Film in erster Linie Spass machen soll. Einerseits nehmen sich die beiden Hauptfiguren selber viel zu Ernst, um wirklich Ernst genommen zu werden. Andererseits dient die zeitliche Situierung in den 60er-Jahren auch dazu, um sich genüsslich über das damals noch anaolge technische Wettrüsten zu amüsieren. Die mittlerweile veralteten Apparaturen werden dazu entsprechend immer wieder in den Mittelpunkt gerückt. Stellt sich zuletzt nur noch die Frage, wieso es eigentlich «The Man» und nicht «The Men from U.N.C.L.E.» heisst? Schliesslich handelt es sich um zwei letzten Endes doch gleichberechtigte Partner. Das Akronym U.N.C.L.E. steht übrigens für «United Network Command for Law and Enforcement», wobei sich die Produzenten der Fernsehserie nur wegen der möglicherweise illegalen Verwendung der Buchstaben «U.N.» (die auch für United Nations stehen können) zu dieser Konkretisierung genötigt gefühlt haben.
Fazit: «The Man from U.N.C.L.E.» ist ein unterhaltsamer Agentenstreifen mit hohem Coolness-Faktor und einer verführerischen visuellen Inszenierung.
Bewertung:
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