«The Force Awakens» von J.J. Abrams (Blu-ray)

Chewie, we’re home.

Am 30. Oktober 2012 wurde bekannt, dass George Lucas seine Firma Lucasfilm und damit verbunden die Rechte an «Star Wars» (und «Indiana Jones») an die Walt Disney Studios verkauft. Ein Freuden- oder Trauertag für altgediente Fans der Science-Fantasy-Reihe? Wie sich nun mit der Veröffentlichtung der siebten «Star Wars»-Episode «The Force Awakens» herausgestellt hat, können «Star Wars»-Anhänger, die mit der Original-Trilogie aufgewachsen sind, mehr als nur glücklich sein. Regisseur J.J. Abrams kehrt nämlich mit seinem Co-Drehbuchautoren Lawrence Kasdan zu den Wurzeln der Serie zurück.

1977, 1980 und 1983 veröffentlichte George Lucas die drei Filme «Star Wars», «The Empire Strikes Back» und «The Return of the Jedi» und begeisterte mit der Science-Fantasy-Trilogie eine immer grösser werdende Fan-Gemeinde. Doch irgendwie schien ihm der Erfolg in den Kopf gestiegen zu sein und er wandte sich – um ihm Jargon der «Star Wars»-Mythologie zu sprechen – der dunklen Seite der Macht zu. In den 1990er-Jahren verunstaltete er seine eigenen Werke durch zusätzliche Spezialeffekte und weitere Veränderungen. Von 1999 bis 2005 stellte er der Serie dann noch die drei schrecklichen Prequels «The Phantom Menace», «Attack of the Clones» und «Revenge of the Sith» voran. Die naiven Dialoge und die kindischen Slapstick-Einlagen von Jar-Jar Binks sind nur zwei Elemente, die eingeschworene Fans in die Verzweiflung trieben und in Serien wie «The Big Bang Theory» immer wieder als Grundlage für zahlreiche sarkastische Bemerkungen dienen.

So war es zuerst einmal eine frohe Botschaft, dass Darth Lucas seine Figuren an die Walt Disney Studios verkaufte. Das Mäuse-Imperium reüssiert zwar auch nicht immer mit der Umsetzung von populären Stoffen («Narnia» lässt grüssen), doch mit J.J. Abrams («Star Trek») verpflichteten die Produzenten immerhin einen Regisseur, der sich in der Materie auskennt. Für die Entwicklung des Drehbuchs wurde dann auch noch Lawrence Kasdan verpflichtet, der bereits an «The Empire Strikes Back» und «The Return of the Jedi» beteiligt war. Es erstaunt daher wenig, dass «The Force Awakens» wieder viel stärker an die Original-Trilogie als an die unsäglichen Prequels erinnert. Die Filmemacher haben nämlich im Grunde genommen einfach ein Remake von «Star Wars» inszeniert. Das ist im Grunde genommen fast ein wenig langweilig, als Auftakt in eine neue Trilogie aber mehr als befriedigend.

«The Force Awakens» führt neue Figuren in das Universum ein, die im Lauf der Handlung auf bekannte Charaktere treffen. Die Ausgangslage ist praktisch identisch wie in «Star Wars». Das Imperium wurde durch die Erste Ordnung abgelöst. In dessen Auftrag verfolgt Kylo Ren (Adam Driver) den Widerstands-Piloten Poe Dameron (Oscar Isaac), der auf Informationen gestossen ist, wo sich Luke Skywalker (Mark Hamill) versteckt hält. Auf die Hilfe des legendären Jedi-Ritters ist der Widerstand angewiesen, um den Kampf gegen die Erste Ordnung zu gewinnen. Doch die Pläne zu Skywalkers Versteck fallen zunächst in die Hände der Schrottsammlerin Rey (Daisy Ridley) und dem abtrünnigen Sturmtruppen-Soldat Finn (John Boyega).

Rey und Finn gelingt in einem vertrauten Raumschiff die Flucht vor den Sturmtruppen. Dabei stossen sie auf den Schmuggler Han Solo (Harrison Ford) und den Wookie Chewbacca (Peter Mayhew und Joonas Suotamo). Mit ihrer Hilfe versuchen sie die Pläne zur Basis der Widerstandskämpfer zu bringen. Doch Kylo Ren ist ihnen dicht auf der Spur. Und die Erste Ordnung hat im Gegensatz zum Imperium nicht nur einen Todesstern, sondern einen gewaltigen Todesplaneten, der gleich mehrere Himmelskörper aufs Mal zerstören kann. Wie gewohnt kämpfen die Helden gegen die Zeit.

Am Anfang wird ein Plan in einem Droiden versteckt, am Ende wird eine Todesmaschine der bösen Macht zerstört. Die Eckpunkte von «Star Wars» und «The Force Awakens» sind also identisch. Dazwischen folgen Luftschlachten, Kämpfe mit Lichtschwerten, flotte Sprüche und eine Kantinenszene. Das sorgt für zahlreiche Déjà-vus, die meisten davon äusserst angenehm. Ein wirklich eigenständiges Element ist eigentlich einzig der desertierende Sturmtruppen-Soldat, der plötzliche die Frage aufkommen lässt, ob die Menschen hinter den weissen Uniformen nicht auch ein Gewissen haben müssten. Als Einstieg in eine neue Trilogie erfüllt «The Force Awakens» mit den vielen bekannten Elementen die Erwartungen. Für die kommenden beiden Teile würde ich mir aber wünschen, dass sich die Filmemacher ein wenig mehr Freiheiten mit der Materie erlauben und sich von ihrem Einfallsreichtum leiten lassen.

Das Bonusmaterial auf der Blu-ray-Disc zelebriert in erster Linie den Mythos um «Star Wars». Hauptbestandteil ist der 69-minütige Drehbericht «Secrets of The Force Awakens: A Cinematic Journey», der so ziemlich alle Aspekte der Entstehung von «The Force Awakens» abdeckt. Einzelne Elemente werden in vertiefenden Beiträgen aufgegriffen. So zeigt «The Story Awakens: The Table Read» (4 Minuten) Eindrücke von der Drehbuchlesung mit allen Hauptdarstellern, «Crafting Creatures» (9 Minuten) fokussiert auf die Entstehung der zahlreichen Kreaturen, «Building BB-8» (6 Minuten) erläutert die Entstehung des Kugeldroiden, «Blueprint of a Battle: The Snow Fight» (7 Minuten) entführt in die Kulisse eines zentralen Lichtschwertkampfes, «ILM: The Visual Magic of the Force» (8 Minuten) betont die Bedeutung der Spezialeffekt-Firma Industrial Light & Magic und «John Williams: The Seventh Symphony» (7 Minuten) lässt den Komponisten der Serie zu Wort kommen. Ausserdem sind sechs entfallene Szenen (4 Minuten) und ein Beitrag über die Stiftung «Force for Change» (4 Minuten) enthalten.

Bewertung: 5 Sterne
Bild-/Tonqualität (Blu-ray): 6 Sterne
Bonusmaterial (Blu-ray): 4 Sterne

(Bilder: © Lucasfilm)

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