«The House» von Andrew Jay Cohen

Are you jerking off a giant?

Die Gebühren für eine anständige Ausbildung sind in den USA schon beinahe kriminell hoch. Da ist die Idee der Hauptfiguren aus «The House» naheliegend: um das Studium ihrer Tochter zu finanzieren, eröffnen sie ein illegales Casino im Haus eines Nachbarn. Die Komödie, die zwischendurch beinahe wie ein sozialkritische Gesellschaftsstudie wirkt, setzt mehrheitlich auf schrille Szenen und blutige Schockmomente.

Die Gemeindeverwaltung der idyllischen Stadt Fox Meadow bezahlt jedes Jahr der herausragendsten Schülerin die Gebühren für das Studium an einer Hochschule. Dieses Stipendium hat das Ehepaar Scott (Will Ferrell, «Stranger Than Fiction») und Kate (Amy Poehler, «Inside Out») für die Ausbildung seiner Tochter an der renommierten Bucknell University fix eingeplant. Doch die Stadt möchte auch ein neues Freibad bauen und so muss der Betrag für das Stipendium gestrichen werden. Zusammen mit ihrem Freund Frank (Jason Mantzoukas) kommen Scott und Kate auf die Idee, im Haus von Frank ein illegales Casino einzurichten. Das Vorhaben ist zwar profitabel, doch bald wächst ihnen das Projekt über den Kopf.

Die Komödie «The House» folgt dem üblichen Schema von haarsträubenden Geschichten, in denen die sympathischen Hauptfiguren ein nachvollziehbares Anliegen haben, das sie mit möglichst unkonventionellen Mitteln erreichen wollen. «Was ist das Schlimmste, das uns passieren kann?» fragen sie sich zu Beginn noch ganz blauäugig und dürfen schon in der nächsten Szene zusehen, wie sich Nachbarn verprügeln, schneiden einem Betrüger einen Finger ab oder geraten in Konflikt mit professionellen Kriminellen. «The House» erfüllt in dieser Hinsicht alle Erwartungen und bietet daher aber auch wenig Überraschungen.

Die Ausgangslage würde eigentlich reichlich Stoff für einige kritische Kommentare auf die heuchlerische amerikanische Konsumgesellschaft und die sozial ungerechten Kosten für eine Hochschulausbildung bieten. In einigen Szenen wirkt die Komödie dann auch tatsächlich wie eine zynische Analyse der vordergründig friedlichen Vorstadtsiedler, die im Dunkel der Nacht ihre hässlichen Fratzen zeigen, wenn der nur mässig versteckte Neid mit aller Gewalt ausbricht.

Doch solche Szenen sind doch eher Mangelware. Die Drehbuchautoren Andrew Jay Cohen und Brendan O’Brien («Neighbors», «Mike and Dave Need Wedding Dates»), die sich für die Szenen bei Filmen wie «Casino» oder «Fight Club» bedienen, sorgen vielmehr durch reichlich Fäkalhumor (Kate uriniert in einer Szene auf den Rasen im Vorgarten) und sexuell anzügliche Witze (so ist von einem «Fuck-Fest» oder vom Masturbieren eines Riesen die Rede), dass möglichst wenig Reflexion notwendig ist und das pubertär unterhaltene Publikum am Ende gar nicht wünscht, eine höhere Bildung finanziert zu bekommen.

Es ist keinesfalls so, dass ich mich nicht gerne von derben Komödien unterhalten lasse. Eine Gruppe von Männern, die ausser Rand und Band in Las Vegas zahlreiche skurrile Begegnungen haben, ist höchst vergnüglich. Doch die Filmemacher von «The House» erwecken den Eindruck, dass sie sich in der Hoffnung auf möglichst ausgefallene Scherze ganz auf die Improvisationskunst ihrer Hauptdarsteller verlassen haben. Doch die Einfälle von Ferrell und Poehler (oder womöglich doch der Drehbuchautoren) beschränkt sich zu oft auf die Aneinanderreihung von Vulgärem, das in seiner Wortschöpfungskunst sogar von meinem knapp 3-jährigen Sohn übertroffen wird – dessen Lieblingswort ist momentan «Pipigaga».

Bewertung: 2 Sterne

(Bilder: © 2017 Warner Bros. Ent. All Rights Reserved.)

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