For who could ever learn to love a beast?
Transformationen sind das zentrale Motiv des Märchens «La Belle et la Bête». Mehrere Verwandlungen hat die Geschichte auch schon in der Version der Walt Disney Studios erlebt. 1991 trug «Beauty and the Beast» von Gary Trousdale und Kirk Wise zur erfolgreichen Renaissance der Animationsfilmsabteilung bei (nach «The Little Mermaid»). Da die Handlung primär durch die Lieder von Texter Howard Ashman und Komponist Alan Menken vorangetrieben wird, war es wenig überraschend, dass diese Version 1994 als Musical den Weg auf die Bühnen des Broadway und rund um die Welt fand. 2017 hat nun Bill Condon die Geschichte als ebenso zauberhaften Realfilm umgesetzt.
Die Geschichte ist immer noch identisch: Ein eitler Prinz (Dan Stevens) wurde wegen seiner selbstverliebten Rücksichtslosigkeit von einer Zauberin in ein Biest verwandelt. Retten kann er sich nur, wenn es ihm gelingt, dass sich jemand in ihn verliebt. Darauf hoffen auch seine Bediensteten, die ebenfalls verzaubert wurden und nun als Kerzenständer Lumière (Stimme von Ewan McGregor, «The Island», «Big Fish»), Kaminuhr Cogsworth (Ian McKellen, «The Lord of the Rings») oder Teekanne Mrs. Potts (Emma Thompson) ihr Dasein im Schloss fristen müssen. Doch die zeit drängt, denn wenn das letzte Blatt der Rose fällt, die der Prinz von der Zauberin als Geschenk angeboten erhielt, dann bleibt das Biest ewig in seiner verwunschenen Gestalt.
Im nahen Dorf wohnen derweil der Erfinder Maurice (Kevin Kline) und seine hübsche Tochter Belle (Emma Watson, «Harry Potter»), die davon träumt, der Enge des provinziellen Dorfes zu entkommen. Angehimmelt wird sie vom ehemaligen Soldaten und Dorfrüpel Gaston (Luke Evans). Doch seine Heiratsanträge weist sie entschieden zurück. Eines Tages kehrt Maurice von einer Reise zurück und muss sich wegen einer Attacke von Wölfen in das Schloss retten, wo er gastlich bewirtet wird. Als er am nächsten Tag eine Rose für seine Tochter pflückt, sperrt ihn das Biest ein. Belle entdeckt auf der Suche nach ihrem Vater das verwunsche Schloss und bietet dem Biest an, anstelle von ihrem kranken Vater in Gefangenschaft zu bleiben. Das weckt die Hoffnungen von Lumière, Cogsworth und Mrs. Potts auf eine wundersame Rettung.
Die Filmemacher der Walt Disney Studios erzählen die Geschichte von der Schönen und dem Biest, die Gabrielle-Suzanne de Villeneuve Mitte des 18. Jahrhunderts erstmals schriftlich veröffentlicht hat, stets als rasantes, romantisches Musical mit reichlich Humor. Für die Realverfilmung wurde der Inhalt des Animationsfilms nur geringfügig angepasst. Das Gerüst aus Handlung und Liedern wurde beibehalten und lediglich um einige Rückblenden, welche die Vorgeschichte des Biests und von Maurice und Belle ein wenig vertiefen, sowie um einige Lieder ergänzt.
Da Howard Ashman 1991 schon vor der Veröffentlichung des Animationsfilms gestorben ist, stammen die Texte der neuen Lieder «Aria», «How Does a Moment Last Forever», «Days in the Sun» und «Evermore» von Tim Rice, der durch seine Arbeit an «Aladdin» und «The Lion King» auch schon ausreichend Erfahrung mit Disney-Produktionen sammeln konnte. Insbesondere in «Evermore» sind das Pathos und die Orchestrierung ein wenig zu schwelgerisch aufgetragen, so dass sich das Lied nicht gerade besonders harmonisch in den Klang der übrigen Produktion einfügt, sondern sich eher wie ein Lied aus «Les Misérables» von Stephen Sondheim anhört, wobei einige Klangfolgen aus «Evermore» auch an «A Whole New World» aus «Aladdin» erinnern. Insgesamt ist die Musik immer noch das tragende und treibende Element der Märchenverfilmung.
Wenn man den ursprünglichen Animationsfilm noch sehr präsent im Kopf hat, ist die Neuverfilmung stellenweise natürlich ein wenig gewöhnungsbedürftig. Denn obschon die Stimme von Emma Watson durchaus betörend ist, so klingt sie doch anders als die von Paige O’Hara, wie das natürlich auch auf alle anderen Stimmen zutrifft. Auch die Nähe der Inszenierung der einzelnen Szenene zum Original führt stellenweise zu einem merkwürdigen Gefühl, etwa wenn die Bediensteten des Schlosses in ihr «Be Our Guest» einstimmen, das im Animationsfilm eine irrwitzige Hommage an die Musical-Klassiker von Busby Berkeley bietet, in der Realverfilmung aber trotz üppiger Tricktechnik nicht ganz den gleichen Schwung entwickelt. wenn diese Divergenz zwischen Erwartung und Umsetzung überwunden wird, stellt sich die Neuverfilmung von «Beauty and the Beast» aber als ebenbürtig heraus. Insbesondere Emma Watson spielt bezaubernd.
Charmantes Detail sind die im Animationsfilm noch nicht so konkreten Anspielungen an die literarischen Vorlieben der Vielleserin Belle, die «Romeo & Juliet» liest, und begeistert ist, als sie entdeckt, wie das Biest die Geschichten von King Arthur verschlingt. Die Blu-ray-Disc präsentiert das Märchen in prächtigen Farben und überwältigenden Tönen. Das Bonusmaterial besteht aus zahlreichen kürzeren und einem längeren Beitrag. «Enchanted Table Read» (13 Minuten) zeigt Ausschnitte aus der Drehbuchlesung der Hauptdarsteller. «A Beauty of a Tale» (27 Minuten) beleuchtet diverse Aspekte der Verfilmung und stellt auch die Bezüge zum Animationsfilm her. «The Women behind Beauty and the Beast» (5 Minuten) stellt einige Frauen vor, die massgeblich an der Produktion beteiligt waren. Dazu gibt es einige Extras zu den Liedern, wie etwa das von Ariana Grande und John Legend gesungene Musikvideo von «Beauty and the Beast», sowie einige entfallene Szenen (6 Minuten).
Bewertung:
Bild-/Tonqualität (Blu-ray):
Bonusmaterial (Blu-ray):
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