I’m just travelling to see the world.
Die Welt schrumpft immer mehr. Selbst entfernteste Ecken sind für Weltenbummler mittlerweile in weniger als 24 Stunden erreichbar. Welche Auswirkungen der Aufmarsch westlicher Touristen auf die Einwohner einer idyllischen Siedlung in Laos hat, zeigt der holländische Dokumentarfilmer Daan Veldhuizen mit ungetrübtem Blick in seinem Film «Banana Pancakes and the Children of Sticky Rice», der in der Schweiz unter dem Titel «Banana Pancakes and the Lonely Planet» in die Kinos kommt.
Eine Stunde per Boot ist die Siedlung Muang Ngoi von der nächsten grösseren Ortschaft entfernt. Zwei Bewohner des Dorfes sind die beiden junge Männer Shai und Khao. Früher waren sie miteinander befreundet, unterdessen gehen sie unterschiedliche Wege. Shai ist alleinstehend, hat in der Stadt studiert und fühlt sich seither zu Höherem als dem einfachen Leben in Muang Ngoi berufen. Er kleidet sich wie ein Stadtmensch und betreibt einen Laden, in dem er die Wünsche der Touristen erfüllen möchte. Khao ist ein verheirateter Reisbauer, der sich liebevoll um seine Familie und seine Felder sorgt. Nebenbei möchte er ein wenig Geld mit den Touristen verdienen, damit er seiner Familie ein solides Haus bauen kann.
Die beiden gegensätzlichen Dorfbewohner dienen Regisseur Daan Veldhuizen als Beispiele für die positiven und negativen Auswirkungen, die der Tourismus auf lokale Gesellschaften haben kann. Das Porträt beginnt in der Regenzeit, in der sich kaum ein Fremder in das Dorf verirrt, und stellt die unterschiedlichen Ansichten von Shai und Khao sowie das friedliche Dorfleben vor. In der Trockenzeit treffen dann die Boote mit den Touristen ein, die sich manchmal aufdringlich, manchmal respektvoll, teilweise auch frech fordernd unter die Dorfbewohner mischen. Einige möchten sich selbst entdecken, andere einfach nur Affen und Bären sehen.
Einige Konversationen zwischen den Touristen, die über Vor- und Nachteile ihrer Anwesenheit philosophieren, wirken wie inszeniert. Pro und Kontra werden so ausgewogen präsentiert, dass der Eindruck entsteht, dass es sich bei den Unterhaltungen nicht um spontane Momente handelt, die von Veldhuizen zufällig eingefangen wurden. Dennoch vermitteln genau diese Szenen wirkungsvoll die Aussage des Filmemachers, der immer wieder seine eigene Beobachterperson transparent macht, etwa wenn der Dorfvorsteher die Bevölkerung an einer Versammlung über die Filmarbeiten informiert oder wenn er von den Dorfbewohnern ein Bier spendiert erhält. So reflektiert Veldhuizen das unauflösbare Dilemma der Reisenden, die möglichst authentisch die fremden Kulturen erleben möchten, doch durch ihre blosse Anwesenheit eine neue Dynamik auslösen.
Daan Veldhuizen ist ein pointierter Dokumentarfilm gelungen, der ausgewogen und zurückhaltend beobachtet, wie sich das Dorfleben durch den Einfluss von aussen verändert. Die Bilder sind so wunderschön, dass man selber dorthin reisen möchte. Doch das Schicksal der beiden einheimischen Hauptfiguren entfaltet sich wie in einem ernüchternden Suchtdrama, so dass es sich aufdrängt, dass man sich vor dem nächsten Abenteuer abseits der ausgetretenen Pfade doch ein paar Gedanken zum eigenen Reiseverhalten macht.
Bewertung:
(Bilder: © Trigon-Film. All Rights Reserved.)