Die letzte Staffel der Fernsehserie «Sex and the City» habe ich mir jeweils im Viererpack angeschaut. Mit diesem Rhythmus von vier halbstündigen Folgen aneinander hatte ich mich schon prima auf den Kinofilm «Sex and the City» eingestimmt. Regisseur und Drehbuchautor Michael Patrick King hat nämlich die Struktur beibehalten und sozusagen einfach vier (lange) Folgen aneinandergefügt.
In einer kurzen Einführung werden die Figuren kurz vorgestellt (offensichtlich erwarten die Filmemacher auch Besucher, die nicht mit der Serie vertraut sind). Vier Jahre sind seit dem Ende der Serie vergangen, und so sind auch die Figuren um vier Jahre gealtert. Carrie (Sarah Jessica Parker) ist immer noch mit Big (Chris Noth) zusammen, Samantha (Cynthia Nixon) lebt mit ihrem Schauspieler in Los Angeles, Miranda (Kim Cattrall) mit ihrer Familie in Brooklyn und Charlotte (Kristin Davis) hat endlich ihr (adoptiertes) Kind. Friede, Freude, Eierkuchen.
So zufrieden dürfen die Protagonistinnen natürlich nicht bleiben, sonst liessen sich kaum 145 Filmminuten – und nun auf der Blu-ray-Disc sogar 151 Minuten – füllen. Carrie fragt sich (und Big), wieso sie nicht mit ihm verheiratet ist. Das führt zwar zum gewünschten Antrag, aber die geplante Hochzeit wird immer grösser. Als Miranda dann auch noch am Abend vor der Hochzeit dem Bräutigam erklärt, dass sie verrückt sein müssen, wenn sie heiraten, ergreift er vorübergehend die Flucht. Denn Wagen kehrt er so spät, dass sich Carrie in eine Furie verwandelt und ihn zum Teufel schickt.
Miranda hat derweil eine Ehekrise, weil der vernachlässigte Steve (David Eigenberg) mit einer anderen Frau im Bett war. Das führt zur Trennung. Samantha fühlt sich unglücklich, weil plötzlich ihr Freund Smith (Jason Lewis) im Rampenlicht steht. Charlotte ist zwar zufrieden, befürchtet aber, dass ihr deshalb bald ein grosses Unglück widerfahren muss. Das sind also die Probleme von vier verwöhnten Frauen in New York am Rande eines Nervenzusammenbruchs.
Durch geschickt platzierte Zwischenfragen katapultiert sich die Handlung jeweils in die nächste Richtung. Zunächst wird also die Hochzeit angesteuert, dann verarbeiten die Freundinnen ihren Frust in Mexiko, bis in New York das Leben wieder neu organisiert wird und schliesslich die Konflikte aufgelöst werden. Durch diese Struktur unterscheidet sich der Film kaum von der Serie. Auch die Kameraarbeit ist praktisch nicht verändert worden. Dieser Stillstand kann zwar beanstandet werden, fällt aber eher angenehm auf.
Die Unterschiede zur Serie fallen da negativer ins Gewicht. Die als Assistentin von Carrie auftauchende Jennifer Hudson beweist nach «Dreamgirls» einmal mehr, dass sie nicht über das geringste Talent als Schauspielerin verfügt. Als freche Nebenfigur soll die Oscar-Gewinnerin für Erheiterung sorgen, verpatzt aber fast jede Pointe. Wenigstens erscheint sie erst nach einer Stunde und verschwindet auch wieder rechtzeitig vor dem Finale. Da stellt sich erst recht die Frage, wieso der in dieser Rolle erprobte Stanford Blatch (Willie Garson) nicht häufiger zum Einsatz kommt.
Das führt auch zu einem weiteren negativen Aspekt des Kinofilms: Nicht nur Stanford, auch die übrigen männlichen Nebenfiguren werden viel zu stark an den Rand gedrückt. So bleiben Big, Steve, Harry (Evan Handler) und Smith im Gegensatz zur Serie vollkommen eindimensional und tragen lediglich als Stichwortgeber zur Handlung bei. Am störendsten wirkt jedoch die bisweilen lästige Musik, die viel zu zeitgenössisch ist. Eintönige Popstücke sorgen zwischendurch für den Wunsch nach Ohrstöpseln, und eine schrecklichere Fassung von «Auld Lang Syne» habe ich noch nie gehört.
Abgesehen von diesen Mängeln, und obschon die Handlung ein wenig zu vorhersehbar ist, gelingt es Michael Patrick King aber, die Spritzigkeit der Fernsehserie ins Kino zu retten. Die Dynamik zwischen den Hauptfiguren bleibt unverändert frisch, und die Dialoge sind bissig und treffend wie eh und je. Auch der Anteil an Sex in Bild und Sprache entspricht in etwa der Häufigkeit in der Serie. Wer sich also gerne die Serie angeschaut hat, wird auch vom Film vergnügt werden.
Auf der Blu-ray-Disc wird der Film nicht nur mit einigen zusätzlichen Szenen, sondern auch mit reichlich Bonusmaterial ergänzt. Hörenswert ist sicher der Audiokommentar des gesprächigen Michael Patrick King, der nicht nur darauf hinweist, welche Stellen hinzugefügt worden sind (Kleiderkasten, Halloween), sondern auch reichlich Selbstironie bezüglich der weniger plausiblen Handlungselemente unter Beweis stellt. Ebenfalls sehenswert ist das 23-minütige Gespräch zwischen King und Sarah Jessica Parker.
Wer sich für Mode interessiert, wird vermutlich auch an der 18-minütigen Dokumentation über die Designerin Patricia Field Gefallen finden. Das Gespräch und die Dokumentation sind in High Definition enthalten. Aufnahmen von Fergie im Tonstudio und noch mehr entfallene Szenen sind jedoch lediglich in Standardauflösung vorhanden. Die Bildqualität der Blu-ray-Disc ist abgesehen von leichtem Flimmern an einigen Konturen glänzend.
Film:
Bild-/Tonqualität (Blu-ray):
Bonusmaterial (Blu-ray):
(Bilder: ©Warner Bros.)