Die Arbeit eines Geheimagenten ist schmutzig. Vor lauter Täuschungen weiss er meist gar nicht mehr, wem er vertrauen kann. Leicht orientierungslos fühlt sich zwischendurch auch der aufstrebende Roger Ferris (Leonardo DiCaprio), der zwar im Nahen Osten als Experte zuverlässig arbeitet, aber von seinem direkten Vorgesetzten Ed Hoffman (Russell Crowe) oftmals absichtlich nur mangelhaft informiert wird. So sitzt er immer wieder in der Klemme.
Nach einer missglückten Aktion im Irak übernimmt Ferris in Jordanien eine neue Operation. Er soll eine Terrororganisation aufdecken, die durch Anschläge in Europa die Welt verunsichert. Aber je näher Ferris den Drahtziehern und dem Anführer kommt, umso mehr schaltet sich Hoffman mit überhasteteten Befehlen in die Vorgänge ein. Durch das arrogante Auftreten seines skrupellosen und wunderbar verfressenen Vorgesetzten wird auch die Beziehung von Ferris mit dem Chef des jordanischen Geheimdienstes (Mark Strong) auf eine harte Probe gestellt.
Der Thriller «Body of Lies» wurde von Ridley Scott gewohnt solide inszeniert. Die Kameraarbeit ist zwar für einmal eher schnörkellos, dafür ist der Rhythmus der Erzählung wie immer so packend gestaltet, dass dabei schnell vergessen wird, wie unsinnig die Handlung eigentlich ist. Vor lauter Täuschung und Gegentäuschung bleibt die Logik schnell einmal auf der Strecke. Hauptsache die virtuosen technischen Spielereien täuschen rasant über die Lücken hinweg.
Das Drehbuch von William Monahan, der für «The Departed» mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, dreht trotzdem ein wenig zu viele Pirouetten. Etwas weit hergeholt ist auch die Liebesbeziehung von Ferris. Nun gut, Geheimagenten sind auch nur Menschen, aber so ein abgeklärter Experte wie Ferris dürfte wohl genau wissen, das seine Feinde jede emotionale Bindung ausnützen. Die Turteleien sind zwar hübsch anzusehen, werden den Figuren aber nicht wirklich gerecht. Da wird aus dem Agententhriller in der zweiten Hälfte beinahe eine romantische Komödie über kulturelle Unterschiede.
So ist «Body of Lies» trotz aktueller Thematik nichts weiter als glänzendes Unterhaltungskino, das durch seine ausgeklügelte Handlung mehr an den ebenso verspielten Agenten-Thriller «Spy Game» von Scotts Bruder Tony als an den vielschichtigeren Öl-Thriller «Syriana» erinnert. Das ist hübsch anzusehen, und die dick auftragenden Darsteller tragen ebenfalls zum Genuss bei. Der weltgewandte jordanische Geheimdienstchef könnte übrigens direkt aus einer Folge von «The Godfather» entsprungen sein, derart dezent einschüchternd tritt er auf. «Body of Lies» ist ein kurzweiliger Politthriller, der nicht ganz so tiefschürfend unterhält, wie er vorgibt.
Die Blu-ray-Disc überzeugt durch sorgfältiges Bonusmaterial und tadellose Bild- und Tonqualität. Der aus kürzeren Beiträgen bestehende, 80-minütige Drehbericht (in High Definition) lässt sich auf der Blu-ray-Disc auch in den Film integrieren. Ich bin mir nicht genau sicher, wer diese Option wirklich nutzen möchte, aber die Möglichkeit besteht auf jeden Fall. In einem Segment erwähnt Scott, dass sich Ferris in der Vorlage von David Ignatius nicht auf eine Beziehung mit einer Einheimischen, sondern mit einer Botschaftangestellten eingelassen hat. Das hätte vermutlich auch nicht besser funktioniert.
Etwas gar trocken ist der Audiokommentar ausgefallen, auf dem Scott, Ignatius und Monahan ihre Arbeitsweise und Hintergründe erklären. Die Aufnahmen sind separat entstanden, so dass die Sprecher nicht wirklich aufeinander eingehen. Ausserdem sind noch einige entfallene Szenen (in HD) enthalten, die wahrscheinlich den Erzählfluss tatsächlich gestört hätten. Als Einführung zu den entfallenen Szenen erklärt Scott, wie er bei der Produktion die einzelnen Szenen umherschiebt und überflüssige Szenen entfernt.
Bewertung:
Bild-/Tonqualität (Blu-ray):
Bonusmaterial (Blu-ray):
(Bilder: ©Warner Home Video)