«Pirates of the Caribbean: At World’s End» (Blu-ray)

Johnny Depp in «Pirates of the Caribbean: At World's End»

«Citius, altius, fortius» ist das Motto der Olympischen Spiele – schneller, höher, stärker. Den selben Leitspruch haben auch viele Hollywood-Produzenten verinnerlicht, wie etwa Jerry Bruckheimer, unangefochtener Meister des Spektakels. Nach der Steigerung von «Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl» zu «Pirates of the Caribbean: Dead Man’s Chest» hat er mit seinem Regisseur Gore Verbinski und den Drehbuchautoren Ted Elliott und Terry Rossio mit «Pirates of the Caribbean: At World’s End» die Trilogie zum knalligen Ende geführt.

Die Ausgangslage ist klar: Jack Sparrow (Johnny Depp) ist von einem Seemonster gefressen worden. Will Turner (Orlando Bloom) und Elizabeth Swann (Keira Knightley) haben sich nun mit dem tot geglaubten Captain Barbossa (Geoffrey Rush) verbündet, um Sparrow zu retten. Will und Elizabeth müssen sich durch wilde Gewässer bis ins exotische Singapur durchschlagen und dem gerissenen chinesischen Piraten Sao Feng (Chow Yun-Fat) gegenübertreten. Derweil treibt Davy Jones (Bill Nighy), der sich unter der Kontrolle von Lord Becketts East India Trading Company befindet, mit seinem Geisterschiff «Flying Dutchman» sein Unwesen auf den Weltmeeren.

«Pirates of the Caribbean: At World's End»

Und das alles trägt sich gerade einmal in den ersten zehn Minuten zu. Danach werden wie wild Allianzen geschmiedet, Intrigen ausgeheckt und Pläne durchkreuzt, so dass bald überhaupt niemand mehr durchschaut, wer denn hier nun auf welcher Seite steht. Bezeichnend für die Einfallslust der Drehbuchautoren: Nach einer spektakulären Flucht von Captain Jack Sparrow wird Lord Beckett von einem bewundernden Offizier gefragt, ob Sparrow wohl alles im voraus plane oder einfach dauernd improvisiere.

Die selbe Frage liesse sich auch den Filmemachern stellen, so wirr ist bisweilen die Handlung. Bis es zum grossen Finale mit Showdown zwischen «Flying Dutchman» und «Black Pearl», Davy Jones und Jack Sparrow kommt, vergehen 150 teils kurzweilige, teils aber auch ermüdende Minuten. Aber jedes Mal, wenn sich ein «Habe ich schon gesehen»-Effekt einstellt, vermögen die Filmemacher im nächsten Moment wieder zu überraschen. So werden auch die längsten Schwertkämpfe selten langweilig.

Den Drehbuchautoren muss dann doch attestiert werden, dass sie das riesige Wirrwarr an Handlungssträngen relativ gebündelt an ein ziemlich offenes Ende bringen (am Ende des Abspanns gibt es einen kleinen Vorgeschmack auf den 4. Teil). Dabei wird manchmal zuviel geredet, dann aber irgendwie auch wieder zu wenig erklärt. Dieses unlösbare Dilemma wurde so gut wie möglich gelöst. «At World’s End» fährt mit leicht reduziertem Schwung dort weiter, wo «Dead Man’s Chest» aufgehört hat – ein wenig aufgebläht, aber noch lange nicht abgenützt.

«Pirates of the Caribbean: At Worlds End»Die Blu-ray-Version (2 Discs) ist mit reichlich Bonusmaterial gefüllt, das auf den ersten Blick mit den Extras auf der «Special Edition»-DVD identisch ist: Drei kurze Beiträge sind dem vielfachen Jack, Keith Richards und Chow Yun-Fat gewidmet, fünf weitere den Set- und Kostümdesignern, ein doppelt so langer dem Komponisten Hans Zimmer. Zwei entfallene Szenen sind witzig, und in den misslungenen Aufnahmen weist Johnny Depp darauf hin, dass in Disney-Filmen nicht geflucht werden darf.

Das Herzstück ist allerdings die Analyse des enorm aufwändigen Finales: «Anatomy of a Scene: The Maelstrom». Auf der DVD ist dieser Beitrag über das gigantische Set mit zwei Schiffen (Bild) ein gewöhnlicher, 20-minütiger Drehbericht. Auf der Blu-ray-Disc ist bedeutend mehr Material über die Dreharbeiten in dem vier Fussballfelder grossen Hangar enthalten. Von einem Zeitrafferbericht aus lassen sich schätzungsweise 40 bis 50, zwischen ein bis vier Minuten lange Kurzbeiträge ansteuern. Diese «interaktive» Menüführung ist zwar nicht ganz nach meinem Geschmack, aber das Bildmaterial und die Informationen sind erste Klasse.

«Pirates of the Caribbean: At Worlds End»In diesem Drehbericht wird verraten, dass es auf diesem Set 75 Tage lange geregnet hat, dass alleine für die Beleuchtung 15’000 Liter Diesel verbrannt und über 120 Kilometer Kabel verlegt worden sind und dass die beiden Schiffe über 450 Tonnen schwer waren. Daher hat Verbinski bei Beginn der Dreharbeiten in der Halle seine Kollegen darauf hingewiesen, dass sie vermutlich nie mehr an einen so grossen Film arbeiten werden, und Geoffrey Rush stellt den Vergleich zu den gigantischen Produktionen von Cecil B. DeMille her.

Die Blu-ray-Disc übertrumpft die vorherigen beiden Teile bezüglich Bildqualität deutlich. Verbinski und die Drehbuchautoren lassen viele Szenen im Dunkeln spielen, was für die Bildbearbeitung besondere Ansprüche stellt. Die hochauflösende Scheibe bringt trotzdem selbst die kleinsten Details gestochen scharf auf den Bildschirm oder die Leinwand, und die Farbwerte sind für einmal tadellos. Die Toneffekte sind wuchtig, nach meiner Einschätzung aber zu stark auf die vorderen Kanäle verteilt.

Film: 4 Sterne
Bildqualität (Blu-ray): 6 Sterne
Tonqualität (Blu-ray): 5 Sterne
Bonusmaterial (Blu-ray):
5 Sterne

(Bilder: ©Disney)

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