1981 verfilmte Warren Beatty die Biografie des legendären Journalisten John Reed und übernahm gleich auch die Hauptrolle. Reed war Kriegsberichterstatter, engagierter Sozialist und erlebte 1917 die Oktoberrevolution in Russland. Als Reed in Beattys Film nach dem Grund für den Ersten Weltkrieg gefragt wird, lautet die einfache Antwort: «Profit».
Reed machte sich einen Namen als Reporter während der mexikanischen Revolution. Danach setzte er sich als Journalist und Redner in den USA für die sozialistische Arbeiterbewegung Industrial Workers of the World ein, bis er schliesslich aus Europa über den Ersten Weltkrieg berichtete und dann 1917 die Erstürmung des Winterpalastes miterlebte. Als einziger US-Amerikaner wurde er nach seine Tod 1920 in einem Ehrengrab in der Kremlmauer bestattet.
Warren Beattys Biografie von John Reed ist nicht einfach ein Pamphlet für politischen Aktivismus oder nur eine berauschende Geschichtslektion, sondern eine zärtliche Liebesgeschichte zwischen den Berufskollegen Reed und seiner Lebenspartnerin und späteren Frau Louise Bryant. So kommen auch immer wieder Fragen zu Gleichberechting und Selbstbestimmung zur Sprache. Bryant stellt nämlich regelmässige ihre Rolle in der wilden Beziehung zur Diskussion.
«Reds» überzeugt aber nicht zuletzt durch die kritische Position zur russischen Revolution, von der so mancher Aktivist aufgefressen worden ist. So muss Reed mitansehen, wie seine Utopie von der bitteren Realität zerstört wird und die Revolutionäre die Grundgedanken des Sozialismus in ihr Gegenteil umkehren. Die Widersprüche, in die sich die kommunistischen Machthaber verstricken, werden schonungslos aufgedeckt.
«Reds» ist aber nicht nur inhaltlich, sondern auch gestalterisch ein Meisterwerk. Beatty konnte sich auf die Mitarbeit der besten ihres Fachs verlassen. Die Aufnahmen des italienischen Kameramannes Vittorio Storaro sind schlicht überwältigend und die Musik von Stephen Sondheim setzt bewusste Kontrapunkte zur Handlung. Für eindringliche darstellerische Leistungen verpflichtete Beatty Diane Keaton, Jack Nicholson, Paul Sorvino, Maureen Stapleton, Jerzy Kosinski und Edward Herrmann.
Schon alleine wegen der Länge von knapp über drei Stunden ist das beherzte Drama auf zwei DVDs aufgeteilt. Auf der zweiten Disc ist auch eine 67-minütige Dokumentation enthalten, in der Warren Beatty ausführlich und unbeschwert zurückblickt. Darin wird auch die schwierige Finanzierung angesprochen und erklärt, was es mit den manchmal etwas merkwürdigen Zeitzeugen auf sich hat. Durch die Aussagen von Barry Diller, dem ehemaligen Vorsitzenden von Paramount Pictures, bietet die Retrospektive auch einen Einblick in eine längst vergangene Epoche von Hollywood.
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(Bilder: ©Paramount)