Rund 50 Millionen Exemplare des Thrillers «The Da Vinci Code» sollen weltweit verkauft worden sein. Die Verfilmung mit Tom Hanks in der Hauptrolle ist 2006 als Filmereignis des Jahres gefeiert worden. Als der Film aber im Sommer in die Kinos kam, wurde er von den meisten Kritikern gnadenlos verrissen. Völlig grundlos, denn «The Da Vinci Code» ist zwar anspruchslose, aber auch perfekt umgesetzte Unterhaltung – und für einmal eine Literaturverfilmung, die ganz genau den Ton und das Tempo der Vorlage trifft.
Wer zwischen 2004 und 2006 jegliche Medienprodukte vermieden hat, mag sich fragen, was «The Da Vinci Code» eigentlich ist. Alle anderen konnten dem Medienphänomen kaum ausweichen. In seinem Roman vermischt Dan Brown verschiedene Fakten und Mythen zu einer gewaltigen Verschwörungstheorie rund um die Katholische Kirche. Dass er damit einen Nerv getroffen hat, zeigt nicht nur der anhaltende Erfolg, sondern auch gereizte Reaktionen von hohen Geistlichen.
Doch was steckt eigentlich hinter «The Da Vinci Code»? Die Leser des Romans wissen es natürlich: Zwischen der kirchlichen Geheimorganisation Opus Dei und der von Tempelrittern gegründeten Gegenbewegung, der Prieuré de Sion, wird ein (Glaubens-)Krieg geführt. Streitpunkt ist die wahre Bedeutung des Grals. Jesus soll mit Maria Magdalena eine Tochter gezeugt haben, deren Nachkommen noch heute leben, und die den Gral beschützen.
Zwischen diese Fronten gerät in Browns Erzählung der amerikanische Symbolforscher Robert Langdon (im Film von Tom Hanks gespielt). Nach der Ermordung des Museumsdirektors des Louvre verdächtigt Polizeichef Bezu Fache (Jean Reno) den Symbolforscher der Tat. Die Kryptografin Sophie Neveu (Audrey Tautou) verhilft ihm zur Flucht aus dem Louvre. Die Suche nach dem Mörder und den Hintergünden führt das Paar schliesslich nach London.
Erfolgreiche Romane wecken schnell einmal die Aufmerksamkeit von Filmproduzenten. So dauerte es auch nicht lange, bis «The Da Vinci Code» den Weg in die Kinos fand. Der mehrfach ausgezeichnete Regisseur Ron Howard übernahm die Aufgabe, den Bestseller für die Leinwand umzusetzen. Mit der virtuosen Vermischung von Parallelwelten überzeugte Howard schon in «A Beautiful Mind». Ebenso souverän gelingt es ihm nun auch in «The Da Vinci Code» nicht nur die Gegenwart, sondern auch die eingestreuten historischen Episoden zu inszenieren wie zum Beispiel die Eroberung Jerusalems durch Kreuzritter oder die Hexenverfolgung im Mittelalter.
Auch die Spannung vermag Howard den ganzen rastlosen Film hindurch aufrecht zu erhalten, obschon die Handlung immer wieder durch ausführliche Erklärungen unterbrochen wird. Für Novizen sind diese Ausführungen unerlässlich, aber selbst Leser des Romans werden sich hier nicht langweilen. Die erstklassigen Schauspieler um Tom Hanks verhindern schliesslich, dass die Hauptfiguren zu Statisten der Rätsel und Spezialeffekte verkommen.
Von der philosophischen Seite her betrachtet betritt «The Da Vinci Code» freilich kein Neuland. Die von Brown formulierten Theorien dürften höchstens streng gläubige Christen erschüttern. Vielmehr bedient der Film durch seine auf Ausgleich bedachte Glaubensphilosophie alle nach Ersatzreligionen Suchenden. Atheisten und die übrigen Betrachter dürfen sich dafür auf intelligente Unterhaltung mit hohem Spannungsfaktor freuen.
Die «Extended Version» dehnt die Geschichte um weitere 24 Minuten auf schon fast epische 167 Minuten aus. Welche Szenen hinzugefügt worden sind, wird auf der DVD leider nicht erklärt. Manche Szenen haben mich durchaus überrascht; sie fügen sich aber so nahtlos in die Handlung ein, dass auch fast drei Stunden wie im Flug vorbeigehen. Auf einer zweiten DVD sind zehn kurze Berichte rund um die Entstehung des Films enthalten, wahlweise am Stück oder in Einzelepisoden anwählbar. Nicht so spannend, wie der Film, aber die Überlegungen von Howard, Brown und den Schauspielern sind nicht zu verachten.
Film:
Bild-/Tonqualität:
Bonusmaterial:
(Bilder: ©Sony)