Sie waren in den 40er-Jahren die Schöne und das Biest von Hollywood: Joan Crawford und Bette Davis. Die Zugkraft beim Publikum sorgte dafür, dass die Namen Davis und Crawford jeweils gross über dem Filmtitel standen. Und auf der Liste der 25 grössten weiblichen Stars des American Film Institute sicherte sich Bette Davis den zweiten Platz, Joan Crawford immerhin den zehnten. Die Filme selber haben – wie ihre Stars – nichts von ihrer Ausstrahlung verloren und gefallen mit schnellen, schlagfertigen Dialogen.
Gegen das Ende ihrer Karrieren standen sie 1962 für «What Ever Happened to Baby Jane?» als ungleiche Schwestern zum ersten und letzten Mal gemeinsam vor der Kamera. Der Film wird häufig vorschnell als Camp eingestuft. Beim genaueren Betrachten sind aber durchaus andere Facetten erkennbar.
Jane war als Kind ein Star der Vaudeville-Bühnen. Einige Jahre später in Hollywood ist aber ihre Schwester Blanche (Crawford) die umjubelte Diva. Doch nach einem Unfall ist Blanche plötzlich an den Rollstuhl gefesselt. Jane (Davis) muss sich um sie kümmern, kann sie aber auf den Tod nicht ausstehen. Im hohen Alter kommt es zu den letzten Konfrontationen. Blanche möchte das Haus verkaufen, dass Jane so liebt. Jane treibt daraufhin die ungeliebte Schwester durch psychologische Spielchen – wie etwa die Zubereitung des geliebten Wellensittichs – fast in den Wahnsinn.
Durch vorzügliche Kameraarbeit und eindringliche Darbietungen weist «What Ever Happened to Baby Jane?» viele Qualtäten eines modernen Horrorfilms auf. Regisseur Robert Aldrich provoziert vorzüglich die Verunsicherung des Publikums. Meisterlich sind auch die beiden Hauptdarstellerinnen. Wie so häufig in der Karriere der beiden wurde Davis für einen Oscar nominiert (die elfte und letzte Nomination), währenddem Crawford übergangen wurde.
Die Doppel-DVD ist vorbildlich ausgestattet; neben einem trashigen Audiokommentar mit den Transvestiten Charles Busch und John «Lypsinka» Epperson sind drei Dokumentationen über die beiden Hauptdarstellerinnen, ein Bericht von den Dreharbeiten sowie ein Ausschnitt aus einer Talkshow, in der Davis das Titellied vorträgt, enthalten.
Warner Home Video hat den beiden unvergleichlichen Schauspielerinnen noch weitere vorzügliche DVDs gewidmet. Im Melodrama «Mr. Skeffington» durfte Davis 1944 die schönste und begehrteste Frau von New York spielen. Ihren Erfolg als Filmstar hat Davis allerdings keineswegs ihrem Aussehen zu verdanken, hat sie doch nie ganz dem gängigen Schönheitsideal entsprochen.
Die Rolle der selbstverliebten Mrs. Skeffington spielt sie vielmehr wegen ihrem grenzenlosen Talent derart überzeugend, dass sie dafür eine ihrer elf Oscarnomination erhielt. Auch für die Rollen in den beiden Klassikern «Now, Voyager» (1942) und «Dark Victory» (1939) wurde sie für diese Auszeichnung nominiert. Das Publikum kann sich bei den Auftritten von Davis aber nicht nur auf einen bezaubernden Star freuen, sondern auch auf emotionsgeladene Dramen, in denen erheiternde Szenen nicht fehlen.
In einem ganz anderen Genre trumpfte Joan Crawford auf. Die dunkelhaarige Schönheit etablierte sich als First Lady des Film noir. So erhielt sie eine von drei Oscarnominationen in der Rolle einer liebessüchtigen Krankenpflegerin in «Possessed» (1947). Die Geschichte wird dabei als medizinische Untersuchung einer psychisch kranken Frau aufgerollt. «The Damned Don’t Cry» und «Humoresque» sind zwei weitere sehenswerte Einträge in der Filmografie von Crawford.
Höhepunkt in der Karriere von Crawford ist der diabolische Film noir «Mildred Pierce». Nachdem ihr zweiter Ehemann ermordet aufgefunden wird, versucht Mildred Pierce die Tat ihrem aufdringlichen Geschäftspartner anzuhängen. Doch auch ihr erster Ehemann wird von der Polizei verdächtigt, und dann ist da noch die verwöhnte Tochter (Ann Blyth). So sieht sich Mildred Pierce gezwungen, ein dramatisches Geständnis abzulegen.
Der exquisite Film noir überrascht einerseits durch die ungewöhnliche Rollenverteilung, die den Aufstieg einer duldsamen Hausfrau zur erfolgreichen Restaurantbesitzerin zeigt, und bietet andererseits die durchtriebendste Femme fatale der Filmgeschichte. Die fesselnde Darbietung von Joan Crawford belebte ihre ins Stocken geratene Karriere und sicherte ihr einen wohlverdienten Oscar.
Alle DVDs glänzen durch beinahe tadellose Bildqualität und ausführliches Bonusmaterial, das meistens Audiokommentare umfasst, sicher aber immer kürzere oder längere Berichte zu den Filmen oder den Schauspielerinnen.
Filme:
Bild-/Tonqualität:
Bonusmaterial:
(Bilder: ©Warner)