Dieses Grab haben sich die beiden tatsächlich selber geschaufelt. In der fünften Staffel von «Moonlighting» suchen die beiden Privatdetektive David Addison (Bruce Willis) und Maddie Hayes (Cybill Shepherd) in der Episode «I See England, I See France, I See Maddie’s Netherworld» auf einem Friedhof eine Leiche und landen dabei in einem Loch, das sie selbst gegraben haben. Die ganze Serie war damals bereits auf dem absteigenden Ast, und so dauerte es nur sechs weitere Episoden, bis die Sendung mit der Folge «Lunar Eclipse» am 14. Mai 1989 ihr Ende sah.
Die Gründe für das Scheitern von «Moonlighting» sind offensichtlich. Das Pulver war nach der dritten Staffel und dem Höhepunkt der Liebesbeziehung von David und Maddie schon mehrheitlich verschossen. Die nachfolgende Staffel verbrachten die beiden charismatischen Hauptfiguren in unterschiedlichen Städten, und so kühlte sich auch die Anziehungskraft von «Moonlighting» ab. In der fünften (und letzten) Staffel kommen David und Maddie zwar wieder zusammen, aber selbst in dieser Staffel wird immer noch viel zu viel Raum von den Nebenfiguren eingenommen.
Wie schon in der vierten Staffel wird auch wieder eine ganze Episode der fünften Staffel von Agnes DiPesto (Allyce Beasley) und Herbert Viola (Curtis Armstrong) bestritten. Ganz bestimmt kein Volltreffer, und so war es beinahe unausweichlich, dass sich David und Maddie am Ende der letzten Episode die Frage stellen müssen, wieso die Serie zu Ende ist. Wie es sich für «Moonlighting» gehört, wird diese Frage offen gestellt, und die beiden Hauptfiguren müssen mitansehen, wie die Kulissen abgebaut werden.
Herbert Viola sieht sogar ein, dass er der Hauptschuldige am fehlenden Interesse des Publikums ist: «This is all my fault. If I had done the honorable thing and left the show, none of this would have happened.» Diese Figur hätte ganz bestimmt einmal zum Vorteil der Sendung ersetzt werden können. Der unter dem Pseudonym Walter Bishop schauspielernde Regisseur Dennis Dugan erklärt schliesslich: «People don’t want laughs, David. They want romance. People fell in love with you two kids falling in love. You couldn’t keep falling forever. Sooner or later you had to land someplace.» Die Zuschauer haben sich in das Liebespaar Maddie und David verliebt, doch irgendwann musste die glühende Liebe erlöschen.
Selbst der verzweifelte Versuch einer Hochzeit in letzter Minute scheitert, und so bleibt nur noch das ernüchternde Ende: «Over and out». Nach einer letzte Zusammenstellung der besten Szenen untermalt vom melancholischen Lied «We’ll Be Together Again» gesungen von Louis Armstrong begleitet von Ella Fitzgerald gehört «Moonlighting» endgültig der Vergangenheit an. So bleibt der Anselmo-Fall für immer ungelöst. Shepherd und Willis sollen darüber gar nicht so unglücklich gewesen sein: Willis war dank «Die Hard» bereits ein Filmstar, und Shepherd waren die Dreharbeiten nach der Geburt ihrer Zwillinge zu anstrengend.
Einige Höhepunkte hält die fünfte Staffel dennoch bereit. Die eine oder andere Episode steht den Folgen aus den ersten beiden Staffeln in fast nichts nach, obschon die Spielereien mit Genrekonventionen und Parodien nicht mehr so häufig eingesetzt werden. Emotionaler Höhepunkt ist gleich die erste Folge «A Womb with a View», die im deutschsprachigen Fernsehen gar nie ausgestrahlt wurde. Im Zentrum steht das ungeborene Kind von Maddie, das seine Eltern und die Welt kennen lernt und einen erschütternden Entschluss fast.
Witzige Details gibt es auch noch zu entdecken. So hat Demi Moore (die damalige Ehefrau von Willis) in der Folge «When Girls Collide» einen kleinen Auftritt. Sie verdreht David Addison die Augen. Doch sein Versuch sie im Aufzug mit einer billigen Anmache für sich zu gewinnen, perlt an ihr ab. Nachdem sie den Aufzug verlassen hat, flüstert ihm eine unbekannte Frau (Virginia Madsen) zu: «She’ll only end up breaking your heart». Autsch! Moore und Willis waren damals zwar erst ein wenig mehr als ein Jahr zusammen, aber die Drehbuchautoren haben wohl trotzdem schon das Ende der Ehe vorausgesehen?
Die DVD-Box enthält auf vier DVDs die letzten dreizehn Folgen der Serie. Die erste Folge ist mit einem Audiokommentar der Produzenten Glenn Gordon Caron (dem Schöpfer der Serie) und Jay Daniel ausgestattet. Gerade umwerfend sind die mitgeteilten Informationen nicht, aber die beiden sprechen zumindest offen über die Probleme der Produktion. Auch eine 3-minütige Probeaufnahme mit Bruce Willis und Cybill Shepherd ist mit optionalem Kommentar von Caron und Daniel versehen. Sie verraten, dass die Manager der Fernsehstation ABC auf keinen Fall Willis in der Hauptrolle haben wollten und schon ganz bestimmt keine romantische Beziehung zwischen den Hauptfiguren.
Der öde Audiokommentar zur letzten Episode stammt von Dennis Dugan. Der Regisseur liefert zwar einige Anekdoten, aber keine wirklich saftigen. Dazwischen macht er dann sogar noch Werbung für seinen Kinofilm «I Now Pronounce You Chuck and Larry». Lahmer geht es bestimmt nicht mehr? Doch! Später erzählt Dugan auch noch von seinem abgerissenen Haus.
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(Bilder: ©Sony)