Diabetiker aufgepasst: Tim Burton («Big Fish») entführt in «Charlie and the Chocolate Factory» in eine fantasievolle und bonbonbunte Welt aus Schokolade und anderen Süssigkeiten. Gegen Überzuckerung ist jedoch gesorgt – durch bitterschwarzen Humor. Wie die meisten Filme von Tim Burton ist «Charlie and the Chocolate Factory» auch bei wiederholter Betrachtung ein Hochgenuss.
Weil die Konkurrenz ständig die Rezepte geklaut hat, lebt Willy Wonka (Johnny Depp, «Pirates of the Caribbean: At World’s End») einsam in seiner Schokoladen- und Süssigkeitenfabrik. Dorthin lädt er eines Tages fünf Kinder mit einer Begleitperson ein, um sie durch seine Welt zu führen. Die Kinder sollen am Ende des Tages einen mit Schokolade gefüllten Lastwagen erhalten, für eines der Kinder ist zudem ein ganz besonderer Preis vorgesehen. Doch für die ungezogenen Gören entpuppt sich das Paradies bald als heimtückischer Albtraum.
Zuckerüss ist die Reise in die Schokoladenfabrik von Willy Wonka wegen den vermittelten Familienwerten. Die Idylle in der Familie des Titelhelden Charlie (Freddie Highmore) wird aber durch das Verhalten der übrigen Figuren immer wieder durchbrochen. Werden die Kinder aus «Charlie and the Chocolate Factory» als Stellvertreter für die gesamte Menschheit genommen, dann sind 80 Prozent davon verfressen, gierig, arrogant, überheblich, verwöhnt oder abgestumpft – manchmal auch eine Mischung davon. Das ist in der Welt von Wonka aber nicht so schlimm, denn durch ihre Eigenschaften bringen sie nur sich selbst in Schwierigkeiten.
Regisseur Tim Burton hat schon mehrfach bewiesen, dass er über eine unbändige Vorstellungskraft verfügt. In seiner Verfilmung der Erzählung von Roald Dahl darf er seiner Fantasie wieder völlig freien Lauf lassen. Die moraldurchtränkte Handlung hat er mit tiefschwarzer Ironie durchsetzt und mit überwältigenden Bildern gemischt. Burton streut bei Gelegenheit auch Verweise auf andere Film ein, etwa auf «2001: A Space Odyssey» oder wie in der Einstellung oben auf sein eigenes Werk «Edward Scissorhands».
Augenzwinkernd wird im Film auch die vermeintliche Zufälligkeit der herrlich choreografierten Auftritte der Oompa-Loompas thematisiert. Als das erste Kind von seinem Schicksal eingeholt wird und die Oompa-Loompas singend und tanzend ihren Kommentar abgegeben haben, bemerkt der Vater von Veruca Salt trocken: «I do say, that all seemed rather rehearsed.» Das habe aber ziemlich einstudiert ausgesehen. Darauf der nervige Mike Teavee leicht verunsichert: «Like they knew it was gonna happen.»
Johnny Depp brilliert in der Rolle des Schokoladenmagiers. Als ich mir den Film das erste Mal angesehen habe, wunderte mich noch, an wen mich sein Auftritt erinnert. Nach einer Weile habe ich dann festgestellt, dass sich Depp als Willy Wonka ziemlich genau so verhält und spricht wie Sam Rockwell. Ob sich Depp dieser Ähnlichkeit bewusst war? Eine etwas eigenartige Entscheidung, aber für die Rolle vollkommen passend.
Das Bonusmaterial der Blu-ray-Disc entspricht weitgehend den ausführlichen Extras auf der Doppel-DVD. Zahlreiche kurze Drehberichte beleuchten verschiedene Aspekte der Produktion. Ganz köstlich ist die Dokumentation über das Training der unübertrefflichen Eichhörnchen. Schlicht überwältigend ist der Blick auf die Entstehung der Oompa-Loompa-Szenen.
Die Blu-ray-Disc verfügt zudem über einen Audiokommentar mit Tim Burton (der wegen den trivialen Figurenerklärungen den Halbstundentest allerdings nicht überstanden hat) und über eine «In-Movie Experience», die irgendwie noch deutlich subversiver als der Film selbst, aber auch ein bischen nervig ist. Reinhören und -schauen lohnt sich aber trotzdem bei beiden Extras.
Film:
Bild-/Tonqualität (Blu-ray):
Bonusmaterial (Blu-ray):
(Bilder: ©Warner Home Video)
ist schon irgendwie ein seltsamer film.
Bunte Farben und Kulissen wie im Märchenland.
Ist aber unterhaltend für klein und gross