«Letters from Iwo Jima» von Clint Eastwood (Blu-ray)

Ken Watanabe in «Letters from Iwo Jima»

Ich habe bisher vermutlich noch von keinem anderen Regisseur mehr Filme vorgestellt als von Clint Eastwood. Die Liste ist schon beachtlich: «Changeling», «Sudden Impact», «Breezy», «Pale Rider», «Gran Torino» und zuletzt der Kriegsfilm «Flags of Our Fathers». Da darf natürlich auch «Letters from Iwo Jima» nicht fehlen, das nachfolgende Porträt der Gegenseite, das bedeutend kompakter und konsequenter ausgefallen.

«Flags of Our Fathers» hat mich nicht gänzlich überzeugt. Die Schilderung des amerikanischen Angriffs auf die Stellungen der Japaner auf Iwo Jima gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in «Flags» ist unübersichtlich und verstückelt. «Letters from Iwo Jima» zeigt aber, zu was Altmeister Eastwood fähig ist. Der Blick auf die Gegenseite in «Letters» ist konzentrierter und auf das Notwendigste reduziert. Parallel erzählt Eastwood, wie der befehlshabende Generalleutnant Tadamichi Kuribayashi (Ken Watanabe) und der zwangsverpflichtete Obergefreite Saigo (Kazunari Nimomiya) die aussichtslose Verteidigung der Insel durchleben.

Kazunari Nimomiya in «Letters from Iwo Jima»

Kuribayashi verbrachte Ende der 1920er-Jahre als Militärattaché zwei Jahre in den USA und machte sich auf Reisen mit dem Land vertraut. Trotz seiner Ablehnung der militärischen Auseinandersetzung mit den USA stellte er sich pflichtbewusst in den Dienst des Kaiserreichs. Auf Iwo Jima war er dafür verantwortlich, dass die Streifkräfte der USA auf erbitterten, in die Insel eingegrabenen Widerstand trafen, den sie erst nach 35 Tagen verlustreichen Kämpfen überwinden konnten. Anstatt der Schlacht am Strand setzte Kuribayashi die Grabung eines Tunnelsystems durch, das sich über fast 30 Kilometer erstreckt.

Eastwood schildert in «Letters from Iwo Jima» aber nicht einfach, wie der Bau der Verteidigungsanlagen vonstatten ging, sondern hinterfragt auch, wie Pflichbewusstsein und Ehrgefühl auf Seite der japanischen Soldaten und Offiziere ausgelegt wurden. Als Quelle diente eine Sammlung von Briefen, die Kuribayashi an seine Familie geschrieben hatte. Der Figur des Generals stellt Eastwood einen einfachen Soldaten gegenüber, der seiner schwangeren Frau die Rückkehr versprochen hat. Dabei verbietet die Ehre dem japanischen Soldaten Gefangennahme, Misserfolg oder Rückzug. Lieber ziehen sie den Selbstmord der Schande einer Niederlage vor. Saigo mag sich aber nicht mit dieser Sinnlosigkeit abfinden.

Wie schon in «Flags» ist auch in «Letters» die Propaganda ein zentrales Thema in der Auseinandersetzung mit dem Irrsinn des Kriegs. Letztlich sind die auf beiden Seiten geschürten Vorurteile für den Tod von Zehntausenden auf Iwo Jima verantwortlich. So versteht Eastwood seinen Film als Plädoyer für den Frieden: «Wenn wir miterleben, was dort geschehen ist, was dort wirklich vor sich ging, werden wir nie wieder zulassen, dass unsere Söhne und Ehemänner in den Krieg ziehen.» Somit ist «Letters» nicht zuletzt eine Anklage der kriegstreiberischen Politik von US-Regierungen.

Diese Einstellung von Eastwood kommt auch in den Extras auf der Blu-ray-Disc zum Ausdruck. Empfehlenswert sind vor allem der in HD-Qualität entaltene, 21-minütige Drehbericht «Red Sun, Black Sand» und die 19 Minuten Interviews mit den Darstellern im Bericht «The Faces of Combat». Die Beiträge zu der Weltpremiere in Tokio und der anschliessenden Pressekonferenz sind hingegen ein wenig langatmig und repetitiv. Die Bildqualität der Blu-ray-Disc ist erste Klasse. Auch der Ton ist vorzüglich – obschon die Tonspur «nur» in Dolby Digital 5.1 angeboten wird.

Film: 5 Sterne
Bild-/Tonqualität (Blu-ray): 6 Sterne
Bonusmaterial (Blu-ray):
4 Sterne

(Bilder: ©Warner Home Video)

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