Man stelle sich vor, ein Farmer im Westen der USA baut mit Hilfe seiner Familie eine Rakete, um damit die Erde ein paar Mal zu umrunden. Unvorstellbar? Genau das passiert in «The Astronaut Farmer». Die Geschichte der Zwillingsbrüder Michael Polish und Mark Polish ist rein fiktiv und betrachtet ironisch die Wirkung des «American Dream».
Der Amerikanische Traum besagt eigentlich bloss, dass jeder Bürger der USA durch harte Arbeit und unbeirrbaren Willen seine Ziele erreichen kann. Nichts ist unmöglich. So sieht es auch Charles Farmer (Billy Bob Thornton, «Eagle Eye»), der mit seiner Frau Audie (Virginia Madsen) und drei Kindern auf einer abgeschiedenen Farm in New Mexico lebt. Als NASA-Astronaut stand er kurz davor, in den Weltraum zu fliegen, da nahm sich sein Vater das Leben. Um die Farm der Familie vor dem Konkurs zu retten, verzichtete Charles auf den Flug zu den Sternen.
Nun setzt Charles alles daran, seine eigene Rakete zu bauen. Dafür riskiert er auch seine Farm, auf die er immer höhere Hypotheken aufnimmt. Als er dann 10’000 Pfund Treibstoff kaufen möchte, wird allerdings das FBI auf ihn aufmerksam. Vor allem der FBI-Chef Jacobson (J.K. Simmons, «Juno») versucht mit allen Mitteln und einem Untersuchungsausschuss, den gefährlichen Traum des Farmers zu verhindern. Der lokale Anwalt Kevin Munchak (Tim Blake Nelson) schlägt vor, dass Charles die Medien informiert. Doch die aufdringlichen Reporter machen aus dem Traum vollends einen Zirkus.
Der Amerikanische Traum wird nicht nur von ihrem Protagonisten, sondern auch von den Regisseuren selbst vorgelebt. Sie finanzieren ihre Filme unabhängig vom übermächtigen Studio-System und haben sogar das Buch «The Declaration of Independent Filmmaking» darüber verfasst. Trotz geringen Budgets können sie aber immer wieder namhafte Besetzungen zusammenstellen – wohl nicht zuletzt wegen den überzeugenden Drehbüchern. So tritt in einer vergnüglichen Gastrolle in «The Astronaut Farmer» noch ein Hollywood-Star auf, der bereits filmische Weltraumerfahrung gesammelt hat.
Die Handlung bewegt sich am Rand der Realität und dringt immer wieder ins märchenhafte vor. Die Polish-Brüder reflektieren auf diese Weise mit einem leicht schiefen Blick die Facetten des Amerikanischen Traums und schrecken auch nicht vor einigen Seitenhieben gegen die Zustände in den USA zurück. Als ein Mitglied des Untersuchungsausschusses wissen möchte, wie sie sicher sein können, dass Charles keine Massenvernichtungswaffe baut, antwortet er: «Sir, if I was building a weapon of mass destruction, you wouldn’t be able to find it.» Wenn der Farmer eine Massenvernichtungswaffe gebaut hätte, wäre die Regierung nicht in der Lage gewesen, sie zu finden.
Die Polish-Brüder spielen versiert mit den Gefühlen, lassen auf Glücksmomente erschütternde Szenen folgen, und streuen aber auch viel Humor ein. Mit ihrem Kameramann M. David Mullen haben sie zudem wunderbare Bilder für ihren verträumte Geschichte gefunden. Dem Film ist auf jeden Fall höchstens bei den bewusst spärlich eingesetzten Spezialeffekten anzumerken, dass die Filmemacher mit einem Budget von gerade einmal 13 Millionen Dollar auskommen mussten.
Fazit: «The Astronaut Farmer» ist ein magisches Märchen über die Vor- und Nachteile des Amerikanischen Traums.
Bewertung:
(Bilder: ©Koch Media)