NIFFF 09: «Homicidal» von William Castle

«Homicidal» von William Castle

Keine Bange. Ich habe meine erste Begegnung mit einem Film von William Castle unbeschadet überstanden. Dabei habe ich nicht einmal die «Fright Break» beanspruchen müssen. Sowieso wurde in «Homicidal» mehr gelacht als gefürchtet.

Zu Beginn taucht eine kühle Blonde in einem Hotel in Ventura auf. Sie bietet dem Hotelpagen 2000 Dollar, falls er sie kurz nach Mitternacht heiratet. Beim Friedensrichter zückt die Blonde plötzlich ein Messer und sticht den Friedensrichter nieder. Die Blonde hat sich als Miriam Webster ausgegeben. Eigentlich heisst sie aber Emily und betreut in einem stattlichen Haus in Solvang die stumme, auf einen Rollstuhl angewiesene Helga.

Im Haus von Helga erscheint am nächsten Tag die wahre Miriam Webster. Sie wartet auf ihren Halbbruder Warren. Emily verhält sich ziemlich abweisend gegenüber Miriam. Der hilflosen Helga hat sie schon zuvor verraten, dass der Friedensrichter ermordet wurde. Helga war die Pflegemutter von Warren und Miriam nach dem Tod ihrer Eltern. Nun wird Warren bald 21 Jahre alt und erhält endlich die Erbschaft von 10 Millionen Dollar. Doch dann ist da eben die mordende Emily.

«Homicidal» von William Castle

Kurz vor dem Finale hat Castle eine 45-sekündige «Fright Break» eingeschaltet, in der er Zuschauer mit erhöhtem Puls dazu einlädt, das Kino zu verlassen. Die Organisatoren des NIFFF haben diesen Einschub genutzt, um tatsächlich ein Pärchen aus dem Saal rennen zu lassen. Er verängstigt voraus, sie erzürnt hinterher. Er sei schon aus «Psycho» geflohen, ja sogar aus «Ratatouille». Diese Darbietung war ganz klar der Höhepunkt eines ansonsten wirkungslosen Thrillers.

Von der ausgefallenen Geschichte her ist «Homicidal» durchaus reizvoll. Auch die Machart ist für einen Genrefilm erstaunlich professionell. Doch die Dialoge sind schwerfällig und besonders die hölzern vorgetragenen Zeilen von Warren sorgten fast ausschliesslich für Lacher. Wenig subtil ist auch die Inszenierung von Castle, der den Ausgang einer jeden Szene schon zu Beginn erkennen lässt. Spannung kommt so nicht wirklich auf, und auch die Schockeffekte erzeugen keine Wirkung.

Einen weiteren Film von Castle werde ich mir trotzdem noch ansehen. Vielleicht hat er ja doch ein wenig mehr zu bieten. Bemerkenswert ist schliesslich die Warnung am Ende: «Please don’t reveal the ending of this picture or your friends will kill you – if they don’t, I will!» Wenn ich nun verraten würde, von welchem ein Jahr zuvor produzierten Meisterwerk «Homicidal» eine billige Kopie ist, dann würde ich das Ende auch schon mehr oder weniger verraten. Daher verzichte ich darauf.

Fazit: «Homicidal» ist ein an und für sich ausgeklügelter Thriller, der an der unbeholfenen Inszenierung scheitert.

Bewertung: 6 Sterne

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