What we’re doing won’t last forever.
Nehmt Michael Mann die digitalen Kameras weg! Aber bitte sofort!!! 2004 war diese Aufnahmetechnik für «Collateral» noch angebracht, aber «Miami Vice» und besonders «Public Enemies» sehen digital gedreht schlicht hässlich aus. Dabei versteckt sich unter der schmutzigen Oberfläche von «Public Enemies» ein durchaus reizvolles Kriminaldrama.
Zu Beginn der 1930er-Jahre sind die USA im Würgegriff der grossen Wirtschaftskrise. John Dillinger (Johnny Depp, «Pirates of the Caribbean») stört das wenig. Er kriegt von den Banken immer noch genügend Geld. Er holt es sich nämlich mit Waffengewalt. Daran stört sich allerdings J. Edgar Hoover (Billy Crudup, «Untitled»), der gerade daran ist, die Bundespolizei FBI aufzubauen. Die Inhaftierung des berüchtigten Dillinger wäre ein wirksamer Coup, um der Staaten-übergreifenden Agentur die nötigen finanziellen Mittel zu beschaffen.
Hoover setzt Melvin Purvis (Christian Bale, «The Dark Knight») auf den Verbrecher aus Chicago an. Purvis hat sich eben erst einen Namen gemacht, weil er Pretty Boy Floyd (Channing Tatum) zur Strecke gebracht hat. Nun geht es mit modernen Ermittlungsmethoden gegen Dillinger und seine Bande. Der lässt sich von der Hetzjagd nicht wirklich beeindrucken, plant mit seinen Kollegen neue Überfälle und verführt nebenbei das Garderobenmädchen Billie Frechette (Marion Cotillard). Warnungen seiner Kollegen schlägt er in den Wind. So zieht sich die Schlinge immer enger.
In den 90ern lieferte Regisseur Michael Mann drei grossartige Filme ab, zuerst die epische Cooper-Verfilmung «The Last of the Mohicans» (1992), dann das packende Kriminaldrama «Heat» (1995) und zuletzt das nicht minder fesselnde Whistleblower-Drama «The Insider» (1999). Alle mit traditionellen Filmkameras eingefangen. Mit den Möglichkeiten der digitalen Kameras hat er sich seinen Figuren immer stärker genähert. Gleichzeitig setzt er auf fleissiges Gewackel, welches das Publikum die Ereignisse wohl unmittelbarer erleben lassen soll, aber lediglich die mittelmässige Bildqualität der digitalen Kameras noch deutlicher in den Vordergrund rückt und Übelkeit auslösen kann.
Die Liste von Nachteilen der digitalen Kameras beim Einsatz von Mann ist um einiges länger als die Vorteile. Flimmernde Konturen, gleissendes Licht, das immer wieder die Kontraste auswäscht, verzerrte Winkel, wenn die Kamera nahe an den Personen ist, und häufig unscharfe Aufnahmen. Zusätzlich zu diesen technischen Bildmängeln hat auch noch eine für Geräusche und Dialoge wenig überzeugender Tonspur den Eindruck deutlich geschmälert.
Die Schilderung, wie die Situation von Dillinger immer auswegsloser wird, ist Mann und seinen Drehbuchautoren hingegen ziemlich gut gelungen. Nicht nur die Ermittler kommen ihm immer näher, auch die ehemaligen Kollegen wenden sich von ihm ab, weil sie im illegalen Wettspiel eine profitablere Einnahmequelle gefunden haben. Etwas zu ausführlich sind die Schiessereien ausgefallen. Wegen der niedrigen Qualität der digitalen Aufnahmen hätte besonders bei den Ballereien in der Nacht die Leinwand genauso gut ganz dunkel bleiben können.
Herausragend sind dafür die Musik und – wie gewohnt bei Filmen von Michael Mann – die Schauspieler. Neben den vier Hauptdarstellern Depp, Bale, Cotillard und Crudup fallen vor allem die zahlreichen bekannten Schauspieler in Kürzestrollen auf. Giovanni Ribisi spielt einen anderen Bandenführer, Lili Taylor eine leicht überforderte Gesetzeshüterin und Leelee Sobieski taucht am Ende als Angestellte der Zuhälterin Anna Sage auf (entgegen der Behauptung von Rob Gordon wurde Dillinger nämlich nicht von seiner Freundin verraten). Diana Krall darf zudem in einem Nachtclub als Sängerin des zentralen Lied «Bye Bye Blackbird» auftreten.
Fazit: «Public Enemies» ist eine teilweise faszinierendes Kriminaldrama, das durch die dreckige Kamera viel von seiner Wirkung einbüsst.
Bewertung:
(Bild: ©Universal Pictures)
sehr gut getroffen. Wobei mir auffiel, dass Mann da schon trickst. Denn es gibt Szenen, die sehr auf die Ästhetik hin getrimmt sind oder wo sich der ansonsten durch das Wackeln un die Nähe sehr falche Raum mal wirklich öffnet (z.B. der erste Bankraub).
Und sicherlich auch anzumerken: endlich wieder ein Film mit dem momantan so überpräsenten Bale, in dem er sich fand ich gut integriert.