Locarno 09: «(500) Days of Summer» von Marc Webb

Joseph Gordon-Levitt und Zooey Deschanel in «(500) Days of Summer»

There’s no such thing as love, it’s fantasy.

Was braucht der Mensch, um glücklich zu sein? Geld? Gesundheit? Liebe?!? Mir reicht momentan – ganz bescheiden – ein guter Film vollkommen aus. Überglücklich machte mich aus diesem Grund «(500) Days of Summer». Das Regiedebüt von Marc Webb ist nämlich mehr als nur gut, es ist der perfekte Liebesfilm für hoffnungslose Romantiker. Da löst alleine schon der Trailer wohliges Kribbeln aus. Ich bin verliebt in den Film.

Thomas Hansen (Joseph Gordon-Levitt, «The Lookout»), ein verträumter Texter von Glückwunschkarten, ist mit der Überzeugung aufgewachsen, dass er niemals glücklich wird, bis er die eine richtige Person trifft. Summer Finn (Zooey Deschanel, «Yes Man»), die charmante Sekretärin des Abteilungsleiters, teilt diese Einstellung nicht. Sie ist jung und möchte das Leben geniessen. Wozu soll sie dazu einen Freund brauchen. Zu dumm, dass sich Tom unsterblich in Summer verliebt.

Summer teilt Tom zwar unmissverständlich mit, dass sie nicht an das Konzept der Liebe glaubt. Eines Tages schnappt sie ihn dann doch im Kopiererraum und küsst ihn. Tom fühlt sich im siebten Himmel, Summer lässt sich vom Moment treiben. Doch in der nächsten Szene ist das Feuer schon wieder erloschen. Zwischen frühen und späten Episoden aus der 500-tägigen Beziehung von Tom und Summer hin- und herspringend wird so das in diesem Fall zum Scheitern verurteilte Gefühlsleben der beiden geschildert.

Zooey Deschanel und Joseph Gordon-Levitt in «(500) Days of Summer»

«(500) Days of Summer» ist romantisch und komisch. Die Bezeichnung «romantische Komödie» trifft trotzdem nicht wirklich zu. Auch Liebesfilm ist nur beschränkt passend. So warnt der Erzähler schon zu Beginn:  «You should know upfront: This is not a love story.» Erzählt wird trotzdem eine Liebesgeschichte. Aber «(500) Days of Summer» ist auch tragisch und erschütternd. Und begeistert von der ersten bis zur letzten Minute.

Entzückend ist die Charakterisierung der Figuren. Das Gefühlsleben von Tom wird auf eine völlige Fehlinterpretation von «The Graduate» zurückgeführt, ein Film, der später auch noch ganz verwegen in einer zentralen Szene wirkungsvoll zitiert wird. Summer wird im Grunde schon durch einen Satz aus dem High-School-Jahrbuch beschrieben: Sie verwendet die Liedzeile «Color my life with the chaos of trouble» von Belle & Sebastian als Motto für ihr unbeschwertes Leben.

Musik ist in «(500) Days of Summer» sowieso von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Tom und Summer finden über The Smiths zueinander. Daneben steuern unter anderen Regina Spektor, Carla Bruni, The Temper Trap, Wolfmother, Mumm-Ra und Doves ihre Lieder zur Tonspur bei und kommentieren präzise das Geschehen. Klassiker wie «You Make My Dreams» von Hall & Oates, «She’s Like the Wind» aus «Dirty Dancing» und «Bookends» von Simon & Garfunkel runden den  unwiderstehlichen Soundtrack ab.

«(500) Days of Summer» ist die ehrlichste Liebeskomödie seit «When Harry Met Sally…». Berührend, entzückend und herzzereissend werden im fragmentiert aufgebauten Drehbuch von Scott Neustadter und Michael H. Weber die Gefühlszustände zwischen Ekstase und Elend durcheinander gemischt, die Wirklichkeit der Vorstellung von Tom gegenüber gestellt und schwärmerisch von den Möglichkeiten der Liebe erzählt.

Fazit: «(500) Days of Summer» ist ein leidenschaftlich erzählter Liebesfilm über das Minenfeld der Beziehungen von der Blüte bis zur Welke.

Bewertung: 6 Sterne

(Bilder: ©2009 Twentieth Century Fox Film Corporation. All Rights Reserved.)

Leave a comment