Bekannt ist der französische Filmemacher Michel Ocelot vor allem für seine Filme über den westafrikanischen Knirps Kiriku. In «Azur et Asmar» entführt er in ein farbintensives Märchen wie aus den «1001 Nächten». Erzählt wird die Geschichte zweier Freunde, die durch ihre Abstammung zunächst getrennt werden, dann aber wieder zueinander finden.
Azur ist der blonde und blauäugige Sohn eines vermögenden Schlossherren, Asmar der dunkelhaarige Junge der Amme Jenane. Wie Brüder wachsen sie in Obhut der liebevollen Amme auf, die beide Kinder gleich behandelt und ihnen Lieder aus ihrer Kindheit vorsingt. Immer wieder erzählt sie den Jungen auch von der Fee der Djinn: einer bezaubernden Schönheit, die in einem Kristall eingesperrt ein trauriges Dasein fristet.
Eines Tages endet die idyllische Kindheit der beiden jäh. Weil der Schlossherr die spielerischen Zankereien der beiden Jungen nicht mehr sehen möchte, verjagt er die Amme und Asmar. Azur bleibt allein zurück. Als junger Erwachsener bricht er auf, um die Fee der Djinn zu befreien. Auf der anderen Seite des Meeres muss er sich aber erst einmal blind stellen, da die Menschen dort Furcht vor seinen blauen Augen haben.
Von einem Mann aus seiner Heimat wird Azur ins nächste Dorf geführt, wo er die unterdessen durch geschickten Handel zu Reichtum gelangte Jenane wiedertrifft. Die hat gerade ihrem Sohn eine Expedition für die Suche nach der Fee der Djinn finanziert. Aus ihrer Gutmütigkeit bietet sie ihrem verlorenen Sohn Azur die gleiche Hilfe an.
Die beiden jungen Männer müssen nun nicht nur etliche Hindernisse, sondern auch gegenseitige Vorurteile überwinden. Regisseur und Drehbuchautor Michel Ocelot hat dieses moralische Lehrstück spielerisch umgesetzt, mehr mit Humor als mit erhobenem Zeigefinger. «Azur et Asmar» ist eben auch die abenteurliche Suche nach einer Fee. Augenzwinkernd werden die festgefahrenen Vorstellungen von der Überlegenheit der einen Kultur über die andere ganz beiläufig demontiert.
Besonders köstlich ist in dieser Hinsicht der Begleiter von Azur, der sich bei jeder Gelegenheit über die Gewohnheiten und den Aberglauben der fremden Kultur mockiert. Kaum lästert er aber über die Furcht vor den blauen Augen, schlägt er von einer schwarzen Katze erschreckt einen anderen Weg ein. Obschon er eine eigentliche Karikatur des einfältigen Fremdenhassers darstellt, ist sogar diese schelmische Figur sympathisch.
Die digitalen Figuren, die einem Computerspiel entsprungen scheinen, sind ein wenig gewöhnsbedürftig. Die einfach wirkende Animationstechnik wird aber durch die betörende Farbgestaltung mehr als aufgewogen. Da ist es für die Augen zwischendurch fast schon eine Wohltat, wenn in einen Palast entführt wird, der sich durch seine schwarzweissen Strukturen von der übrigen Farbenpracht abhebt.
Fazit: «Azur et Asmar» ist verführerisches Märchen über Freundschaft und fruchtbare kulturelle Unterschiede.
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