I hate lawyers. I just work for them.
Schon knapp zehn Jahre vor «The Informant!» hat sich Steven Soderbergh schon einmal mit korrupten Firmen beschäftigt. «Erin Brockovich» handelt allerdings nicht einfach nur von skrupellosen Dieben, die Bösewichte in diesem Drama waren regelrechte Mörder. Dafür ist die von Julia Roberts («Pretty Women») gespielt Hauptfigur um einiges sympathischer. Als resolute alleinerziehende Mutter sorgt sie in einem Anwaltsbüro für Aufsehen – nicht nur wegen ihrer freizügigen Kleidung.
3 Kinder, 2 Scheidungen, 1 Unfall und keine Chance auf einen Job. Nummern spielen eine wichtige Rolle im Leben der alleinstehenden Mutter Erin Brockovich – ganz besonders die niedrige Summe auf ihrem Bankkonto. Nach einem Autounfall erhofft sie sich eine fette Entschädigung, doch ihre unpassende Kleidung und Ausdrucksweise lassen die Geschworenen an ihrer Glaubwürdigkeit zweifeln. Die Gerichtsverhandlung ist dennoch entscheidend für den weiteren Verlauf der Geschichte.
Als Erins Stellensuche weiterhin negativ verläuft, entschliesst sie sich dazu, bei ihrem Rechtsanwalt Ed Masry (Albert Finney) als Bürohilfe anzuheuern. Der ist wenig begeistert von dieser Idee, doch Erin ist in der Lage den äusseren Eindruck zu widerlegen und stellt ihre Arbeitsamkeit unter Beweis. Als sie in der Akte über einer Grundstückskonflikt auf medizinische Unterlagen stösst, wird sie neugierig und geht der Sache auf den Grund. Bald findet sie heraus, dass die Einwohner der kleinen Ortschaft Hinkley durch Wasserverseuchung enorme gesundheitliche Schäden erleiden. Dem Riesenkonzern PG & E droht eine Klage in Millionenhöhe und dem kleinen Anwaltsbüro eine unmenge Arbeit.
«Erin Brockovich» ist in erster Linie eine Bühne für Julia Roberts, die als gleichsam schlagfertiges und verzweifeltes Energiebündel ihre Meisterleistung ablieferte und dafür verdientermassen einen Oscar erhielt. Ermöglicht wird ihr dieser glanzvolle Auftritt aber vor allem durch die starken Nebendarsteller Albert Finney, Aaron Eckhart (als liebevoller Biker) und Marg Helgenberger (als leidendes Opfer) sowie das präzise Drehbuch von Susannah Grant («Catch and Release») und die unsentimental schnörkellose und dadurch extrem wirkungsvolle Inszenierung von Regisseur Steven Soderbergh.
Soderbergh gelingt das Kunststück, ein Gerichtsdrama mit gerade einmal zwei Szenen in einem Gerichtssaal zu inszenieren. Nicht die Verhandlungen stehen im Mittelpunkt, sondern die Entschlossenheit der Figuren. Ebenso ungewöhnlich als auch meisterhaft ist die Szene, in der am Ende das Gerichtsurteil mitgeteilt wird. Ob der Film nun auf eine wahre Geschichte beruht, ist letztlich Nebensache. «Erin Brockovich» bietet durch die packende Handlung, die entschlossene Inszenierung und die schillernden Figuren einfach beste Unterhaltung. Bemerkenswert ist aber dennoch, dass die wahre Erin Brockovich, die in einer kleinen Rolle als Kellnerin auftritt, mindestens ebenso attraktiv aussieht wie Julia Roberts.
Zur Bildqualität der Blu-ray-Disc muss angemerkt werden, dass Soderbergh für diesen Film auf leicht überbelichtete, ausgebleichte Aufnahmen gesetzt hat. Nicht ganz so extrem wie in «Traffic», aber die Farben sind meist gleich matt wie die zwischendurch ziemlich erschöpfte Hauptfigur. Diese Optik wird von der Blu-ray-Disc passend wiedergegeben, aber wirklich eindrücklich wirken die Bilder dadurch natürlich nicht. Die Tonspur in Dolby True HD 5.1 ist ziemlich dezent. In einem Drama gibt es halt für gewöhnlich wenige Gelegenheiten für eindrückliche Effekte.
Das bescheidene Bonusmaterial in Standardauflösung war auch schon auf der 2000 erschienenen DVD enthalten. Es besteht aus einem regulären Drehbericht (15 Minuten), einem Beitrag über Erin Brockovich (4 Minuten) und einigen entfallenen Szenen (30 Minuten). Einige davon hätten den Film durchaus bereichert, andere hätten lediglich bereits vorhandene Elemente noch einmal wiederholt.
Bewertung:
Bildqualität (Blu-ray):
Tonqualität (Blu-ray):
Bonusmaterial (Blu-ray):
(Bilder: ©Sony)