Everybody just pretend to be normal.
Leichter gesagt, als getan. Die Familie aus der Tragikomödie «Little Miss Sunshine» scheint nicht wirklich normal zu sein. Das fällt aber im alltäglichen Wahnsinn gar nicht besonders auf. Der gleichsam berührende und erheiternde Debütspielfilm des Regie-Paars Jonathan Dayton und Valerie Faris wurde 2007 mit zwei Oscars für das beste Drehbuch und Nebendarsteller Alan Arkin sowie vier Independent Spirit Awards ausgezeichnet.
Als die kleine Olive (Abigail Breslin, «My Sister’s Keeper») eine Einladung zum Schönheitswettbewerb «Little Miss Sunshine» im kalifornischen Redondo Beach erhält, steigt gleich die Familie aus Albuquerque kurzerhand in den lottrigen VW-Bus. Die 700 Meilen lange Fahrt in den Westen wird zu einer Belastungsprobe. Das Fahrzeug wird vom erfolglosen Vater Richard (Greg Kinnear, «The Matador») gesteuert, der Selbsthilfekurse für ein erfolgreiches Leben organisiert und seinen Angehörigen so wertvolle Ratschläge wie «Don’t apologize, Olive, it’s a sign of weakness» oder «Sarcasm is the refuge of losers» erteilt. Für ihn gibt es auf der Welt nur Sieger oder Verlierer.
Die weitere Besatzung des Buses besteht aus dem Kokain schnüffelnden Grossvater Edwin (Alan Arkin), dem 15-jährige Bruder Dwayne (Paul Dano, «There Will Be Blood»), der ein Schweigegelübde abgelegt hat, dem als Philosphie-Professor gefeuerten Onkel Frank (Steve Carell, «Get Smart»), der wegen einer missglückten Liebschaft einen Selbstmordversuch begangen hat, und der Mutter Sheryl (Toni Collette, «Mary and Max»), die Ordnung in die durcheinander gerüttelte Familie bringen möchte. Wie nicht anders zu erwarten ist, geraten die unterschiedlichen Charaktere im engen Fahrzeug rasch einmal aneinander, und immer wieder tauchen Komplikationen auf. Unterwegs fällt auch noch das Getriebe aus, so dass der Bus jeweils angeschoben werden muss.
Was sich in der kurzen Zusammenfassung vielleicht wie ein bitterernstes Drama anhört, ist in Wahrheit eine bittersüsse Komödie. Die schrägen Figuren auf ihrer unglaublichen Fahrt hätten leicht zu Karikaturen werden können. Der ausfällige Grossvater und der gescheiterte Vater sind ebenso wenig unbekannte Figuren wie der rebellierende Sohn oder der verzweifelnde Professor. Den Regisseuren Jonathan Dayton und Valerie Faris gelingt es allerdings, die feine Balance zwischen Mitgefühl und Humor zu finden. Die Schauspieler tragen mit ihren zurückhaltenden Darbietungen das ihre zum geglückten, kurzweiligen Mix bei.
Als Gesellschaftssatire wirft der clevere Film auch einen Blick auf die abartige Industrie der Schönheitswettbewerbe. Nicht nur in diesem Zusammenhang zeigt «Little Miss Sunshine», dass man keineswegs in eine vorbestimmte Form passen muss, um seinen Platz in der Welt zu finden. Eine einfache, aber keinesfalls verstaubte Botschaft, die angenehm schonungslos vermittelt wird. So lassen sich selbst die vielleicht nicht immer zutreffenden Aussagen verdauen, dass sogar die qualvollsten Lebensabschnitte ihre Vorteile haben. Die kleine, schwarze Komödie ist nämlich nicht zuletzt durch die unsentimentale Inszenierung erfrischend und ergreifend.
Die Bild- und Tonqualität der Blu-ray-Disc sind hervorragend. Die Bildqualität brilliert vor allem durch die gestochen scharfen Nahaufnahmen. Auf der Tonspur in DTS HD Master Audio werden zwar nicht viele Effekte eingesetzt, wie vorzüglich die Abmischung ist, zeigt sich aber etwa, als Olive vor Glück schreiend durch alle Räume der Wohnung rennt. Das Bonusmaterial besteht aus einer soliden Mischung. Die Regisseure führen auf zwei Audiokommentaren durch den Film, einmal begleitet von Drehbuchautor Michael Arndt. Zusätzlich sind diverse Berichte, entfallene Szenen, alternative Enden und das Musikvideo «Till the End of Time» von Devotchka enthalten.
Bewertung:
Bild-/Tonqualität (Blu-ray):
Bonusmaterial (Blu-ray):
(Fotos: © Twentieth Century Fox Home Entertainment)