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Vom brutalen Rachedrama «Payback» gibt es verschiedene Versionen. Wegen negativen Reaktionen bei Testvorführungen wurde Regisseur und Drehbuchautor Brian Helgeland entlassen. Anschliessend wurden neue Szenen gefilmt und der Inhalt des Films ordentlich auf den Kopf gestellt. Sechs Jahre später durfte Helgeland dann doch noch seine eigene Version nachliefern. Auf der Blu-ray-Disc lassen sich der «Director’s Cut» und die Kinofassung vergleichen. In einem Beitrag äussern sich Helgeland und Hauptdarsteller Mel Gibson («Apocalypto») zu den unterschiedlichen Versionen.
Die Vorlage zu «Payback» ist der Roman «The Hunter» von Richard Stark, der bereits 1967 als «Point Blank» mit Lee Marvin verfilmt wurde. Abgesehen von der Grundidee haben die Filme nicht viele Gemeinsamkeiten. Hauptfigur in «Payback» ist der stoische Porter (Gibson), der sich in Chicago auf die Jagd nach seinem Geld begibt, dem Anteil an einer Beute von einem Überfall auf einen asiatischen Geldtransporter. Von seinem Partner Val (Gregg Henry) wurde Porter anschliessend um 70’000 Dollar betrogen, von seiner eifersüchtigen Ehefrau (Deborah Kara Unger) in den Rücken geschossen.
Kaum sind die Schusswunden verheilt, macht sich Porter auf die Suche nach seinem Anteil der Beute. Keine besondere Hilfe ist seine Ehefrau, die sich noch am gleichen Abend eine Überdosis Heroin gönnt. So versucht Porter halt über den Drogendealer Stegman (David Paymer) den Weg zu seinem Geld. Wie sich herausstellt, ist Val mittlerweile in eine Verbrecherorganisation eingebunden, deren Bosse es nicht leiden können, wenn ein mickriger Ganove die Strukturen der Organisation gefährdet. Die Beseitigung von Porter erweist sich allerdings als einiges mühsamer, als sich das die Bosse erhofft haben, und die Rückendeckung für Val erweist sich als tödlich.
Leichen pflastern den Weg in beiden Fassungen von «Payback». Die beiden produzierenden Studios haben sich aber laut Helgeland sowieso vor allem daran gestört, dass ein Hund erschossen wird. Der überlebt in der Kinofassung. Zudem wird der Anführer der Verbrecherorganisation anstatt von der nur als Stimme zu hörenden Sally Kellerman von Kris Kristofferson gespielt. Der hat am Ende auch noch das Vergnügen, Porter ordentlich zu foltern. Offensichtlich erhofften sich die Studios durch eine Annäherung an «Lethal Weapon» eine positivere Beurteilung und ergänzten den Film auch noch durch eine ironische Erzählstimme von Porter. Im Kontext sind diese Kommentare allerdings nur unerträglich zynisch.
Wie Helgeland im Bonusmaterial der Blu-ray-Disc selber eingesteht, war «Payback» nie ein Meisterwerk. Das liegt vermutlich nicht zuletzt an der auch in seiner Fassung ziemlich widersprüchlichen Hauptfigur. Der auf Rache sinnende Porter wird zwar als kaltblütig, hartnäckig und berechnend dargestellt, er überlebt aber trotzdem mehr wegen der Inkompetenz seiner Gegner als wegen den eigenen Fahigkeiten. Wer in so viele Schusswechsel verwickelt wird und sich so ungeschickt anstellt, muss einfach irgendwann sterben. Immerhin verfügt Porter in der Fassung von Helgeland über eine gewisse Integrität. Der von der blauen Verfärbung befreite «Director’s Cut» ist zudem stilvoller und kompakter.
Die solide Bildqualität der beiden Fassungen auf der Blu-ray-Disc ist gleichwertig. Die Tonspur hört sich bei der Kinofassung leicht dynamischer an. Die sehenswerten Bestandteile des Bonusmaterials sind der 28-minütige Beitrag über die Entstehung des «Director’s Cut» und ein 10-minütiges Gespräch mit Autor Donald E. Westlake, der erklärt, wie sein Pseudonym Richard Stark zustande gekommen ist. Stark steht für die schlichte Sprache, die möglichst ohne Adverbien auskommen sollte, Richard für Richard Widmark. Auf dem Audiokommentar stellt Helgeland fest, dass er nicht die Szenen beschreiben muss, weil wir das selber sehen können. Anschliessend beschreibt er dennoch hauptsächlich, was gerade auf der Leinwand geschieht.
Bewertung «Director’s Cut»:
Bewertung Kinofassung:
Bildqualität (Blu-ray):
Tonqualität (Blu-ray):
Bonusmaterial (Blu-ray):
(Bilder: © Warner Home Video)