Son, I’ve played sick, drunk, divorced, and on the run. Bad Blake hasn’t missed a goddamn show in his whole fucking life.
Für seine Rolle in einem Film, der zu einem grossen Teil in einem Bowling-Center spielt, wird Jeff Bridges wohl ewig in Erinnerung bleiben. Als The Dude in «The Big Lebowski» hätte er einen Oscar verdient, wurde aber nicht einmal nominiert. Ausgezeichnet wurde er 2010 für seine Rolle als Sänger im Drama «Crazy Heart», das ihn zunächst ebenfalls in ein Bowling-Center führt. Bridges dominiert diesen Film, der ansonsten nur viele Klischees und belanglose Kameraarbeit zu bieten hat.
Der in die Jahre gekommene Country-Sänger Bad Blake hat eindeutig schon bessere Tage gesehen. War er früher ein gefeierter Star, tritt der mittlerweile 58-Jährige nur noch in kleinsten Lokalen auf und muss sich manchmal sogar gegen den Lärm der Bowler behaupten. An seinem Talent ist fast nur noch Tommy Sweet (Colin Farrell, «Alexander») interessiert, der ehemalige Zögling von Blake, der ihm das Singen beigebracht hat. Sweet füllt unterdessen die grossen Stadien. Von Blake möchte er, dass er ihm ein paar Hits schreibt. Doch Blake kann Sweet nicht mehr wirklich ausstehen.
Seinen Frust über das verpfuschte Leben – neben der verpassten Karriere lasten auch noch vier Ehen und ein Sohn, den er 24 Jahre nicht mehr gesehen hat, auf ihm – ertrinkt Blake mit billigem Whiskey. Da trifft er eines Tages die junge Journalistin Jean Craddock (Maggie Gyllenhaal, «Stranger Than Fiction», «The Dark Knight»), die unbedingt ein Interview mit ihm führen möchte. Er gibt sich erst ein wenig verschlossen, doch langsam sprühen die Funken zwischen dem verlebten 58-Jährigen und der aufgeweckten 31-Jährigen. Er ist halt schon unglaublich charismatisch, dieser rauchende Alkoholiker. Kein Wunder, macht sich Jean ein wenig Sorgen um ihren 4-jährigen Sohn Buddy (Jack Nation).
Ein Sänger, der seinem eigenen Erfolg im Weg steht, sei es durch seien Charakter oder durch eine Sucht, das ist bestimmt keine neue Ausgangslage. Wenn nicht Jeff Bridges diesen ausgelaugten Musiker spielen würde, dann wäre das Regiedebüt von Regisseur und Drehbuchautor Scott Cooper vollkommen überflüssig. Aber auch so kann der Film nur für sich beanspruchen, dass er Bridges zum längst überfälligen Oscar verholfen hat, den er jedoch vermutlich auch für beinahe jede andere beliebige Rolle früher oder später erhalten hätte. Und dann ist da auch noch ein wenig gute Musik zu hören, erdig und authentisch. Ansonsten lässt sich der Film nüchtern teilweise nur schwer aushalten.
Maggie Gyllenhaal ist in ihrer Rolle als Muse des grossen Künstlers völlig unterfordert. Wie sich die Beziehung zwischen den beiden entwickelt ist sogar ziemlich schmerzhaft anzusehen. Wegen dem Altersunterschied ist die Besetzung auch völlig unglaubwürdig. Nicht etwa, weil Bridges nicht durchaus über eine unwiderstehliche Ausstrahlung verfügt, sondern weil seine Figur trotz seinem Talent nicht wirklich ein glaubhafter Frauenheld ist und seine erste «Beute» eher wie die für einen solchen Mann übliche Bettgefährtin aussieht. Mühsam ist aber sowieso mehr dieses Rollenklischee von der sich für einen Mann aufopfernden Frau, die sich ohne männliche Begleitung überhaupt nicht entwickeln kann. Einfach jämmerlich. Auch wenn die Geschichte in einem konservativen Teil und Umfeld der USA spielt.
Ein negative Überraschung bietet auch Colin Farrell, der besonders in seiner ersten Szene mit Bridges äusserst gequält und verklemmt spielt. Will er dadurch irgendein Unbehagen ausdrücken oder wurde ihm einfach nur eine WC-Pause verweigert? Auch handwerklich gibt der Film nicht besonders viel her. Die Kameraarbeit ist uninspiriert. Die meisten Einstellungen sehen weder besonders ästhetisch aus, noch mögen sie zusätzliche Spannung zu erzeugen. Einige der Schnitte sind noch härter als der Whiskey, der Blake zu sich nimmt. Für «Crazy Heart» hat Jeff Bridges endlich seinen Oscar abgeholt, lange an den Film erinnern wird sich aber niemand.
Fazit: «Crazy Heart» ist ein bemühter Musikerfilm, der weder durch die Handlung, noch durch die Figuren, sondern lediglich durch den Hauptdarsteller auftrumpfen kann.
Bewertung:
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