United States government just asked us to save the world. Anybody wanna say no?
Bevor sich Michael Bay («The Island», «The Rock», «Pearl Harbor») darauf spezialisierte, überdimensionierte Blechmonster gegeneinander kämpfen zu lassen, inszenierte er auch ein paar Filme mit Herz, Humor und natürlich ebenso vielen Explosionen. Einer davon wurde sogar die Ehre zuteil, in die «Criterion Collection» aufgenommen zu werden, nach eigener Definition eine Serie von «Klassikern und bedeutenden zeitgenössischen Filmen.» Das Science-Fiction-Action-Epos «Armageddon» ist tatsächlich ein Meisterwerk des Blockbuster-Kinos.
Als ein Asteroid von der zweifachen Grösse Deutschlands mit 40’000 Kilometer pro Stunde auf die Erde zurast, sehen die Experten der internationalen Raumfahrtbehörden nur noch eine Möglichkeit, die komplette Zerstörung der Erde zu verhindern. Der Kleinplanet muss durch unter die Oberfläche gebohrte Atombomben vom Kollisionskurs gesprengt werden. Das nötige Wissen ist bei der NASA vorhanden, doch für die Bohrmaschinen benötigt Missionsleiter Dan Truman (Billy Bob Thornton, «Sling Blade») die Fachkenntnis von Bohrexperte Harry Stamper (Bruce Willis, «Surrogates»). Der hat derzeit allerdings ganz andere Probleme.
Harrys geliebte Tochter Grace (Liv Tyler, «The Lord of the Rings») hat sich ausgerechnet in Harrys jungen Angestellten A. J. Frost (Ben Affleck, «Chasing Amy») verliebt. Das hat dazu geführt, dass Harry den wagemutigen A. J. von der Plattform gejagt hat. Da erfährt er von der drohenden Vernichtung der Menschheit. Die Astronauten der NASA stimmen ihn nicht unbedingt zuversichtlich, da sie über keinerlei Erfahrung mit Bohrinstrumenten verfügen. Da ist es einfacher, wenn ein paar Bohrmänner ins All geschickt werden. Harry stellt eine bunte Truppe zusammen (inklusive Owen Wilson, Steve Buscemi, Michael Clarke Duncan und Will Patton) und kann auch auf A. J. nicht verzichten.
Das in «Armageddon» geschilderte Szenario ist unwahrscheinlich, der Lösungsvorschlag völlig fantastisch. Dafür ist es für Regisseur Michael Bay ein ideales Vehikel, um mit viel Pathos, Schmalz und ein wenig Chauvinismus ein gigantisches Helden-Epos zu inszenieren. In jeder einzelnen Einstellung wird die Bedeutung der Mission verdeutlicht. Die Kameraarbeit und der Schnitt lassen den romantischen Abenteuer-Thriller wie ein 151-minütiges Werbevideo für NASA aussehen und sorgen zusammen mit der pompösen Musik von Trevor Rabin immer wieder für erhöhten Hühnerhaut- und Tränenfaktor. Popcorn-Kino in Perfektion.
Die Drehbuchautoren J. J. Abrams («Star Trek», «Cloverfield») und Jonathan Hensleigh reicherten die Geschichte auch mit ausreichend Humor und Ironie an, damit sie nicht völlig in der überhöhten Feier der Helden aus den USA ertrinkt. Die hat ihren Höhepunkt, als sich der Präsident beim Start der Raumfähren an die Bevölkerung der Welt wendet, natürlich nicht als Führer eines Landes, sondern als Bürger der Menschheit: «Through all of the chaos that is our history; through all of the wrongs and the discord; through all of the pain and suffering; through all of our times, there is one thing that has nourished our souls, and elevated our species above its origins, and that is our courage.» Die gesamte Welt lauscht gebannt der Rede.
Obschon regelmässig die Heldenhaftigkeit der Amerikaner hervorgestrichen wird, schon der Titel einen deutlichen Verweis auf die Bibel enthält und auch sonst häufig gebetet wird, so betont der Film dennoch die Bedeutung der Forschung für das Wohlergehen der Menschheit. Dazu wird auch das noble Motto der NASA, «For all mankind», wiederholt ins Bild gerückt und eine zentrale Szene findet beim Launch Compex 34 statt, wo am 27. Januar 1967 durch ein Feuer die Astronauten der nachträglich als Apollo 1 bezeichneten Mission ums Leben kamen. Heute dient die Stätte als National Historic Landmark und eine in «Armageddon» gezeigte Tafel erinnert an die Opfer: «In memory of those who made the ultimate sacrifice so others could reach for the stars. Ad astra per aspera (a rough road leads to the stars). God speed to the crew of Apollo 1.»
«Armageddon» vertrömt dadurch eine Zuversicht in die Zukunft der Menschheit, die an die positive Kraft von John F. Kennedy erinnert, der sich kräftig für das Raumfahrtprogramm der NASA einsetzte und 1961 das ambitionierte Ziel einer Mondlandung definierte: «I believe that this nation should commit itself to achieving the goal, before this decade is out, of landing a man on the moon and returning him safely to the earth.». Daher überrascht es auch nicht, dass in «Armageddon» ein paar Kinder in einer amerikanischen Kleinstadt vor einem bereits stark verblassten Poster von John F. Kennedy vorbeirennen, auf dem noch die Wörter «Peace», «Life», «Hope» zu entziffern sind. Das mag ein wenig gar kitschig erscheinen, ist aber irgendwie doch rührend.
Weltweit spielte «Armageddon» 553 Millionen Dollar und übertrumpfte damit locker das Resultat des einen Monat früher gestarteten Monster-Films «Godzilla» (379 Millionen Dollar). Was Michael Bay von der Blockbuster-Konkurrenz hielt, zeigt er in seinem Film, in dem ein kleiner Hund sich auf ein paar Godzilla-Figuren stürzt, bevor der Strassenhändler mit seiner ganzen Auslage gleich von einem Asteroiden-Teil zerstört wird. Der Leitspruch von «Godzilla» («Size does matter») war also durchaus zutreffend. Obschon eine unbeschränkte Vermehrung der Riesenechse bestimmt auch nicht besonders angenehm wäre, so stellt die Vernichtung der Erde durch einen Asteroiden sicherlich die bedeutend grössere Bedrohung dar. Und mit Bruce Willis und Ben Affleck verpflichtete Bay zudem zwei der damals in ihrer Generation am zugkräftigsten Schauspieler.
Die Blu-ray-Disc bietet die imposanten Aufnahmen in tadelloser Bildqualität. Die Tonspur in DTS-HD 5.1 ist zwar wuchtig, allerdings sind die Effekte nicht gerade besonders eigenständig abgemischt. Als Bonusmaterial ist lediglich das Musikvideo «I Don’t Want to Miss a Thing» von Aerosmith enthalten.
Bewertung:
Bildqualität (Blu-ray):
Tonqualität (Blu-ray):
Bonusmaterial (Blu-ray):
(Bilder: © Walt Disney Studios Home Entertainment)