The end comes no matter what, the only thing that matters is how do you wanna go out, on your feet or on your knees?
Nicht nur das politische Drama «Lions for Lambs» hat seit seiner Produktion wenig an Aktualität verloren. Auch der angeblich politische Actionthriller «The Kingdom» ist immer noch recht brisant. Die beiden ziemlich unterschiedlichen Filme stammen vom gleichen Drehbuchautoren, nämlich aus der Feder von Matthew Michael Carnahan, und haben mehr oder weniger explizit die amerikanische Aussenpolitik zum Thema. Aber die Herangehensweise könnte nicht unterschiedlicher sein.
Der Auftakt ist fulminant. Im erstklassigen, vierminütigen Vorspann wird der reale Hintergrund des Thrillers zusammengefasst: Die Energieverschwender USA sind vom Öl aus dem Königreich Saudi-Arabien abhängig. Die Gegenleistung ist militärische und logistische Unterstützung für die Herrscher. Die religiösen Führer hetzen derweil gegen die Königsfamilie und ihre «unheilige» Allianz mit dem westlichen Teufel. So sind amerikanische Stützpunkte und Arbeitersiedlungen in Saudi-Arabien beliebte Ziele von Anschlägen. Ein solches Attentat dient als Katalysator für die Geschichte von Carnahan.
In einer der abgeriegelten Wohnsiedlung für ausländische Experten richten Extremisten ein Blutbad an. Nach einem Ablenkungsmanöver sprengt sich ein Selbstmordattentäter in die Luft. Die wirklich grosse Bombe explodiert allerdings erst, als die Rettungsarbeiten bereits begonnen haben und die lokalen FBI-Agenten vor Ort eintreffen. In den USA unterrichtet FBI-Agent Ronald Fleury (Jamie Foxx, «Law Abiding Citizen») seine Spezialisten über den Anschlag. Gegen politischen Widerstand gelingt es ihm, ein vierköpfiges Team in die Krisenregion zu führen.
Vor Ort werden die Agenten Fleury, Sykes (Chris Cooper), Mayes (Jennifer Garner, «Catch and Release») und Leavitt (Jason Bateman, «Hancock») aber zuerst einmal in eine Turnhalle eingeschlossen. Der für die Sicherheit des Komplexes verantwortliche Oberst Al Ghazi (Ashraf Barhom) lässt die Agenten nicht aus den Augen und erklärt ihnen, dass sie keine Beweismittel und schon gar keine Leichen von Muslimen anfassen dürfen. Die Ermittlung erweist sich so als äusserst mühselig. Allmählich gewinnt Fleury aber das Vertrauen von Al Ghazi und erhält dadurch auch mehr Bewegungsfreiraum.
Die Nachforschungen der FBI-Agenten in der ersten Hälfte des Films werden beinahe schon dokumentarisch festgehalten und konzentrieren sich nicht nur auf die Ermittlungen, sondern auch auf die kulturellen Unterschiede, die eine Zusammenarbeit erschweren. Für die Schwierigkeiten bei der Verständigung sind in erster Linie die Amerikaner selbst schuld, denn Fleury und seine Kollegen werden als rücksichtslose und äusserst undiplomatisch agierende Trampeltiere gezeigt, die wenig Achtung für die fremde Kultur zeigen.
Die Tonart des Films ändert in der zweiten Halbzeit schlagartig und für eine ausgewogene Beurteilung muss ich hier einige wichtige Handlungselemente aus dem letzten Akt verraten. Wer also nicht zu viel wissen möchte, liest hier nicht mehr weiter. Nachdem das saudische Militär ein paar bewaffnete Männer erschossen hat, gilt der Fall als abgeschlossen. Die Agenten sollen wieder in ihre Heimat zurückfliegen. Da wird ihre Wagenkolonne auf dem Weg zum Flughafen angegriffen und Leavitt wird entführt.
Fleury, Sykes, Mayes und Al Ghazi nehmen sofort die Verfolgung auf und landen schliesslich in einem von Fundamentalisten kontrollierten Quartier, wo sie sofort unter Beschuss geraten. Mit Maschinengewehren, Granaten und Panzerfäusten werden sie von schätzungsweise 20 oder vielleicht auch mehr Kämpfern angegriffen. Leavitt soll unterdessen vor laufender Kamera enthauptet werden. Die Zeit läuft gegen die Agenten. Diese Ballerei ist packend, aber auch völlig unglaubwürdig inszeniert. Während nämlich die Gebäude in Schutt und Asche zerfallen, entkommen die vier Agenten dem Kugelhagel ohne grössere Verletzungen. Das zerstört den bis anhin mehrheitlich Eindruck des Films fast vollständig.
Erschütternd sind dann allerdings wieder die letzten Szenen, welche die entscheidende Botschaft vermitteln. Auf beiden Seiten wird der Satz «Wir werden sie alle töten» als Trost ausgesprochen. Das Rachemotiv ruft nicht zuletzt die Warnung «an eye for an eye, and soon the whole world is blind» von Mahatma Gandhi ins Gedächtnis. Mit diesem ernüchternden Abschluss erfüllt «The Kingdom» den Anspruch eines politischen Actionthrillers immerhin zum Teil. Ein fesselnder Thriller ist der Film sowieso, setzt aber einfach ein wenig mehr auf laute Action als auf entlarvende Politik.
Die Blu-ray-Disc besticht durch tadellose Bildqualität und umfassendes Bonusmaterial, das neben einem Audiokommentar von Regisseur Peter Berg («Hancock»), einigen entfallenen Szenen und kurzen Drehberichten auch diverse während der Betrachtung des Films anwählbare Funktionen mit zusätzlichen Informationen enthält. Nur gerade ausreichend ist die Tonspur in DTS-HD Master Audio 5.1 abgemischt, der nicht einmal bei den Schiessereien den vollen Raumklang ausreizt.
Bewertung:
Bildqualität (Blu-ray):
Tonqualität (Blu-ray):
Bonusmaterial (Blu-ray):
(Bilder: © Universal Pictures)