«Into the Wild» von Sean Penn (Blu-ray)

Emile Hirsch in «Into the Wild»

So now, after two rambling years comes the final and greatest adventure, the climactic battle to kill the false being within and victoriously conclude the spiritual revolution.

Das Leben in dieser Welt kann ganz schön frustrierend sein. Das Gefühl des Weltverdrusses war bei Christopher Johnson McCandless vorherrschend, als er sich Anfang der 90er-Jahre in der für ihn typischen Masslosigkeit von den Erwartungen der Gesellschaft abwandte und die USA erkundete. Sein Versuch, sich von der Welt der Ablenkung loszulösen, schildert Regisseur und Drehbuchautor Sean Penn im überragenden Meisterwerk «Into the Wild».

Erzählt wird die wahre Geschichte von Christopher Johnson McCandless (Emile Hirsch), der sich auf einer radikalen Abkehr vom Materialismus durch die Zivilisation und die Natur von Nordamerika treiben liess. Hochbegabt, aber durch die ewigen Streitereien seiner Eltern und der Ungerechtigkeit in der Welt desillusioniert sucht Christopher in der Gestalt von Alexander Supertramp nach einem neuen Gefühl der Existenz, in engem Kontakt und Gleichgewicht mit seiner Umwelt.

Nach dem Abschluss seines Studiums spendet Christopher seine Ersparnisse einer Wohltätigkeitsorganisation und vernichtet langsam die Spuren seines bisherigen Lebens. Er bricht in den Westen auf. Als sein Auto durch eine Überschwemmung demoliert wird, verbrennt er sein letztes Geld und trampt ohne einen Cent in der Tasche quer durch die Staaten. Sein Ziel ist die Wildnis von Alaska. Unterwegs trifft er auf andere Aussteiger, die wie er am Rande der Gesellschaft leben, und spürt die menschliche Nähe, die er bei seinen Eltern immer vermisste.

Kristen Stewart und Emile Hirsch in «Into the Wild»

So treiben ihn seine Wanderungen von der Küste Kaliforniens, zu den Getreidefeldern in South Dakota durch den Grand Canyon hinunter bis an den Golf von Kalifornien in Mexiko und zurück nach Nevada. Als er schliesslich im April 1992 erfolgreich Alaska erreicht, beginnt sein letztes Abenteuer: mit fünf Kilogramm Reis und einem Gewehr versucht er in der Wildnis zu überleben. Dieses Experiment scheitert nur wenige Monate später. Im September finden Elchjäger die Leiche von Christopher.

Jon Krakauer hat die aussergewöhnliche Geschichte von Christopher Johnson McCandless im Buch «Into the Wild» geschildert. Sean Penn war davon derart begeistert, dass er sich unbedingt die Filmrechte sichern wollte. Bis er sie erhielt, dauerte es zehn Jahre. Schliesslich hat Penn mit «Into the Wild» sein bisher reifstes Werk abgelegt, das nicht nur durch die bis auf die letzte Rolle perfekte Besetzung, sondern auch durch die übrigen Elemente restlos überzeugt und in seinen Bann zieht. Die Kameraarbeit von Eric Gautier besticht durch erfüllende Schönheit. Der virtuose Schnitt von Jay Cassidy führt teilweise in die Empfindungen der Hauptfigur. Die erhabene Musik von Michael Brook und Kaki King sowie die Lieder von Eddie Vedder intensivieren das reichhaltige Erlebnis.

Ebenso ergiebig wie die formale Ebene ist auch der Inhalt. Wie seine Hauptfigur setzt sich der Film mit der Rolle des Menschen in der Gesellschaft auseinander. Der Jack London, Leo Tolstoi and Henry David Thoreau zitierende McCandless ist zwar sicherlich keine repräsentative Durchschnittsperson, seine Entscheidungen und Werthaltungen bieten dafür reichlich Diskussionsstoff. Die Begeisterung für die Natur wird durch seine waghalsige Unbekümmertheit in Bezug auf ihre Gefahren aufgewogen. «Into the Wild» ist ein perfekter Film, ein bewegendes Drama über die Definition des eigenen Daseins.

Bild- und Tonqualität der Blu-ray-Disc sind solide. Die Tonspur enthält nur wenige Effekte, setzt dafür die Geräusche in einigen Szenen sehr wirkungsvoll ein. Das Bonusmaterial ist relativ bescheiden und besteht in erster Linie aus zwei Drehberichten (insgesamt 39 Minuten) und einem Musikvideo von Eddie Vedder. 12 Minuten Interviews mit Penn, Hirsch, Nebendarsteller Hal Holbrook, Krakauer und Vedder sind auch enthalten. Die Äusserungen werden aber teilweise schon in den beiden Drehberichten verwendet. Die beiden Drehberichte über die Handlung, die Figuren und das Erlebnis der Dreharbeiten beantwortet zumindest die meisten Fragen, die ich mir gestellt habe. So wird beispielsweise die Zusammenarbeit mit den Eltern von McCandless erwähnt und gezeigt, wie Hirsch während den acht Monaten Drehzeit 20 Kilogramm abgenommen hat.

Bewertung: 6 Sterne
Bild-/Tonqualität (Blu-ray): 5 Sterne
Bonusmaterial (Blu-ray):
4 Sterne

(Bilder: © Universum Film)

P.S.: Dem Film ist ein Zitat von Lord Byron (aus «Childe Harold’s Pilgrimage», Strophe 178) vorangestellt, das in wenigen Zeilen treffend das Lebensgefühl von McCandless umschreibt:

There is pleasure in the pathless woods,
There is rapture on the lonely shore,
There is society where none intrudes,
By the deep sea and the music in its roar;
I love not man the less, but Nature more.

Weitere Zitate aus dem Film sind hier zu finden.

1 comment

  1. Oh ja! Ein grandioser Film, den ich bisher leider nur auf DVD gesehen habe, doch die Blu-ray steht schon im Regal. Freue mich jetzt schon auf die Folgesichtung…

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