To defeat the darkness out there, you must defeat the darkness within yourself.
Der Löwe ist zurück. Nachdem die Walt Disney Studios nach zwei enttäuschenden Episoden von «The Chronicles of Narnia» der Märchenwelt von C. S. Lewis den Rücken gekehrt haben, legt Twentieth Century Fox mit «The Voyage of the Dawn Treader» ein gelungeneres Abenteuer vor. Die Abweichungen von der Vorlage sind zwar wieder enorm, doch nur noch teilweise störend.
Nach der Rückkehr aus Narnia verbringen die beiden jüngeren Pevensie-Kinder Edmund (Skandar Keynes) und Lucy (Georgie Henley) wieder einmal einen trostlosen Sommer in England. Während Susan (Anna Popplewell) und Peter (William Moseley) die Eltern auf eine Reise in die USA begleiten durften, wurden Edmund und Lucy bei Verwandten deponiert, wo sie ständig von ihrem vorlauten Cousin Eustace (Will Poulter) genervt werden. Da wird plötzlich das Bild von einem Schiff im Meer lebendig und die drei Kinder tauchen im Wasser von Narnia auf.
Dort werden sie von König Kaspian (Ben Barnes) gerettet. Er ist auf dem Schiff «Dawn Treader» unterwegs in den unbekannten Osten des Ozeans. Einerseits sucht er nach sieben von seinem bösen Onkel Miraz verbannten Lords, andererseits wird am Ende der Welt das Land von Aslan vermutet. Auf den Einsamen Inseln erwartet sie in der Stadt Narrowhaven die erste Herausforderung in der Form von Sklavenhändlern. Später stossen sie auf ihrer gefährlichen Reise auch noch auf unsichtbare Gegner, einen Drachen und müssen bei der fürchterlichen Dunklen Insel ein Seeungeheuer besiegen.
Nachdem «The Chronicles of Narnia: The Lion, the Witch and the Wardrobe» weltweit beachtliche 745 Millionen Dollar eingespielt hatte, erreichte die Fortsetzung «The Chronicles of Narnia: Prince Caspian» lediglich noch 420 Millionen Dollar. Gleichzeitig war das Budget von 180 auf 225 Millionen Dollar angestiegen. Für die Walt Disney Studios war dieses finanzielle Missverhältnis Grund genug, um auf weitere Fortsetzungen der siebenteiligen Serie zu verzichten, zumal für die Verantwortlichen offensichtlich in den übrigen Geschichten von C.S. Lewis nur wenig Potenzial zu erkennen war.
Twentieth Century Fox ist danach in die Lücke gesprungen und hat das bereits mit dem gleichen Produktionsteam von Produzent Andrew Adamson und den Drehbuchautoren Christopher Markus und Stephen McFeely aufgegleiste Projekt «The Chronicles of Narnia: The Voyage of the Dawn Treader» übernommen. Die Produktionskosten für Regisseur Michael Apted («The World Is Not Enough», «Gorillas in the Mist») wurden auf 145 Millionen Dollar beschränkt. Diese Reduktion sorgte in erster Linie für eine kürzere Laufzeit des Films. Wurden «The Lion, the Witch and the Wardrobe» und «Prince Caspian» durch unnötige Schlachten auf je knapp 150 Minuten aufgeblasen, begnügt sich «The Voyage of the Dawn Treader» mit vergleichsweise bescheidenen zwei Stunden.
Kaum Einsparungen gab es hingegen bei der opulenten Ausstattung und den zahlreichen visuellen Effekten. Die auffallendste technische Neuerung am dritten Teil betrifft aber sowieso die nachträgliche Umwandlung in 3D. Da die Produktion allerdings nicht von Beginn weg auf die dritte Dimension ausgelegt war, ist die visuelle Gestaltung nicht nur selten wirklich wirkungsvoll. Da Regisseur Apted zudem bei den leicht hektisch inszenierten Kämpfen meist auf rasche Schnittfolgen setzt und die Kamera für gewöhnlich sehr nahe bei den Personen ist, kommt die Tiefenwirkung von 3D teilweise nur beschränkt zur Geltung.
Wer die Erzählungen von C.S. Lewis kennt, wird inhaltlich wieder einmal starke Abweichungen von der Vorlage erkennen. Während jedoch in «Prince Caspian» durch die gewaltigen Veränderungen der Charakter einiger Figuren nachteilig verwandelt wurde, sind die Unterschiede in «The Voyage of the Dawn Treader» weniger störend und lassen den Handlungsbogen mehrheitlich intakt. Die Umordnung der einzelnen Episoden aus dem Roman sorgt sogar für ein packenderes Finale. Weil nämlich die Rückverwandlung des Drachen in seine ursprüngliche Gestalt hinausgezögert wird, kann er in den letzten Kampf eingreifen.
Völlig absurd ist hingegen die Ergänzung der Geschichte durch eine zentrale Aufgabe für die Hauptfiguren. Lewis begnügte sich mit der Suche nach den sieben Lords und dem Wunsch nach spiritueller Erfüllung als Motivation für die Reise von Caspian. Im Film wird nun beim ersten Zwischenhalt das Ziel der Reise durch eine Aufgabe konkretisiert: das Zusammenführen der Schwerter der Lords auf dem Tisch von Aslan bricht die Wirkung der Dunklen Insel und befreit entführte Menschen. Die Schwerter seien ein Geschenk von Aslan zum Schutz von Narnia gewesen. Offensichtlich haben die Drehbuchautoren vergessen, dass Narnia unter den Vorgängern von Caspian die Existenz von Aslan abgestritten haben und sie daher kaum Geschenke des Löwen erhalten haben.
Zentrale Motive aus dem Buch werden aber durchaus sorgfältig herausgearbeitet. So ist etwa die Botschaft enthalten, dass man sich nicht selbst unterschätzen soll. Anstatt sich ständig mit anderen Personen zu vergleichen, ist es besser, auf die eigenen Stärken zu vertrauen. Auch die persönliche Entwicklung des zunächst noch abscheulichen Eustace in einen langsam Narnia-würdigen Vertreter der Pevensies ist gelungen geschildert. Am Ende wird dann auch gleich noch doppelt angedeutet, dass Eustace im Gegensatz zu den Pevensies vielleicht noch einmal nach Narnia zurückkehren darf. Einerseits erklärt Aslan, dass Narnia noch auf ihn angewiesen sein könnte, andererseits kommt Jill Pole aus «The Silver Chair» zu Besuch.
Fazit: «The Chronicles of Narnia: The Voyage of the Dawn Treader» ist ein respektabler Auftakt für weitere Folgen der «Chronicles» und der bisher zauberhafteste Ausflug in die Welt von Narnia.
Bewertung:
(Bilder: © 2010 Twentieth Century Fox Film Corporation. All Rights Reserved.)