«The Green Hornet» von Michel Gondry

Seth Rogen und Jay Chou in «The Green Hornet»

Trying doesn’t matter, if you always fail.

Superhelden sind immer mutig, selbstlos und zeichnen sich durch ein einwandfreies Moralverständnis aus. Weit gefehlt. Die Titelfigur in «The Green Hornet» ist ein verwöhnter und gelangweilter Sohn eines reichen Verlegers. Nach dem Tod seines Vaters verwandelt sich Britt Reid eigentlich nur in The Green Hornet, um ein wenig Spass zu haben. Den darf auch das Publikum von «The Green Hornet» haben, denn Regisseur Michel Gondry und die Drehbuchautoren Seth Rogen und Evan Goldberg legen Wert auf viel Humor.

Britt Reid (Seth Rogen, «Funny People», «Knocked Up») hat kein einfaches Leben. Seine Mutter ist schon früh gestorben und sein viel beschäftigter Vater (Tom Wilkinson, «Cassandra’s Dream»), stinkreicher Verleger der Zeitung «The Daily Sentinel», hat nie Zeit für ihn. Die Aufmerksamkeit des Vaters erhält Britt nur, wenn in einem Artikel wieder einmal über eine seine ausufernden Partys berichtet wird. Doch das Leben von Britt ändert sich schlagartig, als sein Vater von einer Biene gestochen wird und wegen einer allergischen Reaktion stirbt. Britt übernimmt die Zeitung von seinem Vater, hat daran aber nicht wirklich viel Interesse.

Britt ist zudem zunächst stinksauer, weil sein Vater bei der Beerdigung als Wohltäter gefeiert wird. In der Nacht schleicht er mit seinem Diener Kato (Jay Chou) auf den Friedhof, um die Statue seines Vaters bei dessen Grab zu enthaupten. Doch dabei kreuzen sich ihre Wege mit ein paar Kriminellen, denen vor allem Kato eine ordentliche Tracht Prügel verabreicht. Britt sieht sich plötzlich als maskierter Held. Er hat nur ein kleines Problem: «How can we be heroes, if they think we’re criminals?» Doch das ist auch genau die Lösung: Wenn The Green Hornet als Verbrecher wahrgenommen wird, muss er sich nicht vor anderen Verbrechern fürchten. Meint er zumindest.

Der Verdacht, dass The Green Hornet ein Verbrecher ist, hält Britt also nicht davon ab, weitere Taten zu planen und seine Zeitung gross darüber berichten zu lassen. Von seiner neuen Sekretärin Lenore Case (Cameron Diaz, «Knight and Day», «My Best Friend’s Wedding») lässt er sich ausserdem ein Profil von The Green Hornet erstellen. Wenig erfreut über die von The Green Hornet verprügelten Kriminellen ist hingegen der Gangster-Boss Chudnofsky (Christoph Waltz, «Inglourious Basterds»), der alle Verbrecher in Los Angeles unter seiner Kontrolle hat, obschon er nicht besonders furchteinflössend wirkt. So stellt sich Chudnofsky die Frage: «What can I do, to be more scary?»

Christoph Waltz in «The Green Hornet»

Hollywood setzt in den letzten Jahren immer mehr auf Superhelden. Wegen der Inflation in diesem Gerne ist es wenig verwunderlich, dass einige Produzenten auf eher ungewöhnliche Vertreter dieser Spezies setzen. «The Green Hornet» ist ganz eindeutig mehr «Kick-Ass» als «The Dark Knight» oder «Spider-Man». Britt Reid verfügt über keinerlei Superkräfte und wird zumindest in diesem ersten Film primär durch seine Lust auf Spass und Selbsterfüllung angetrieben. «Let’s do something crazy! Let’s do something nuts!» schlägt er seinem Sidekick vor. Für den erfolgreichen Ausgang der nächtlichen Abenteuer ist dann auch in erster Linie Kato verantwortlich, der sich in seiner Jugend in Strassenkämpfen in Shanghai seine Fähigkeiten als Kampfkünstler angeeignet hat und zudem in der Lage ist, ein einfaches Auto in ein mit unzähligen Sonderfunktionen ausgestattetes Superfahrzeug zu verwandeln.

Ziemlich ungewöhnlich ist das Verhältnis der beiden Helden angelegt. Britt Reid ist nämlich dermassen überheblich, dass er die Leistungen von Kato gar nicht gebührend würdigt. Weil ausserdem beide Männer versuchen, die hübsche Sekretärin für sich zu gewinnen, führt das Ungleichgewicht in der Beziehung immer wieder zu Spannungen und zwischendurch auch zu witzigen Schlägereien. Der Bösewicht ist ebenfalls eher unkonventionell, zwar sehr tödlich, aber doch mehr eine Parodie als eine wirkliche Bedrohung. Christoph Waltz versteht es trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen, das Maximum aus der undankbaren Aufgabe des am Ende sowieso unterliegenden Gegenspielers herauszuholen. Er stattet seine Rolle mit der richtigen Mischung aus bedrohlichem Charisma und frustrierter Verzweiflung aus.

Die Stärken von Britt Reid liegen sowieso vor allem in seinem losen Mundwerk. Die Drehbuchautoren Seth Rogen und Evan Goldberg («Superbad», «Pineapple Express») streuen zwar auch zahlreiche explosive Szenen und manche gewaltige Prügeleien in die Geschichte ein, setzen aber auch in diesem Momenten stark auf frechen Humor. Aus diesem Blickwinkel hat «The Green Hornet» auch noch viel Ähnlichkeit mit «Iron Man». Der Mann mit der eisernen Rüstung kombiniert hingegen die Schlagkraft und die Selbstironie in einer Person. Das ist dann wohl auch die einzige Schwäche von «The Green Hornet». Wenn der Titelheld in eine gefährliche Situation gerät, ist er auf die Hilfe seines Assistenten angewiesen. Dafür findet an «The Green Hornet» vielleicht auch ein Publikum Gefallen, das ansonsten nur wenig mit Superhelden anfangen kann.

Fazit: «The Green Hornet» bereichert das Superhelden-Genre um einige amüsante Facetten und bietet vor allem sehr kurzweilige Unterhaltung.

Bewertung: 5 Sterne

(Bilder: © 2010 Sony Pictures Releasing GmbH)

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