Losing all hope was freedom.
Männer spüren keinen Schmerz. Deshalb schlagen sie sich gerne. Oder sprengen Häuser in die Luft. Oder stellen Seife her. Regisseur David Fincher («The Social Network», «The Curious Case of Benjamin Button») blickt in «Fight Club» hinter die Fassaden von angekratztem Männerstolz. Ein unerbittliches Meisterwerk der schmerzhaft brutalen Selbsterkenntnis. Ganz bestimmt nichts für zarte Gemüter.
Autounfälle sind sein Leben. Wo immer ein Auto zu Schrott gefahren wurde, ist unser namenloser Erzähler (Edward Norton, «The Illusionist») zur Stelle. Vor Ort kalkuliert er, ob der Autotyp ein zu grosses Sicherheitsrisiko darstellt. In den Nächten quält ihn dafür Schlaflosigkeit. Von seinem Arzt erhält er den Rat, bei einigen Selbsthilfegruppen reinzuhören, damit er erfährt, was wirkliche Schmerzen sind. Das Rezept beginnt zu wirken, da schleicht sich ein weiblicher Tourist (Helena Bonham Carter, «The King’s Speech», «Corpse Bride») in die Treffen. Selbst die Hodenkrebssitzungen lässt sie nicht aus.
Unser Erzähler ist wieder zurück, wo er begonnen hat. Seinen Boss würde er am liebsten umlegen. Seine Wohnung ist ein Ikea-Katalog. Gefühlsleer schwebt er durch die Lüfte. Da sitzt neben ihm im Flugzeug plötzlich die interessanteste Person, die ihm in seinem Leben begegnet ist, der draufgängerische Tyler Durden (Brad Pitt, «Babel», «Ocean’s Thirteen») mit dem er sich angeregt unterhält. Als unser Erzähler zu Hause ankommt fliegen ihm seine Ikea-Möbel um den Kopf, sein Apartment ist explodiert. In dieser Situation scheint ihm Tyler der rechte Gesprächspartner zu sein. Nach ein paar Krügen Bier bittet Tyler unseren Erzähler um einen kräftigen Schlag, egal wohin. Der Fight Club ist geboren, ein Club, in dem sich erwachsene Männer hemmungslos prügeln. Doch mit der wachsenden Zahl an Mitgliedern wird der Club immer unberechenbarer.
Kommerz total regiert die Welt in «Fight Club». Durch die reibungslose Kommunikation, die Durchdekorierung des Lebensstils und die Ausschaltung aller Risiken gibt es in dieser Welt für die Durchsetzungskraft der Männer keinen Platz mehr. Die Spezies, deren Fähigkeiten nicht mehr gefragt sind, sieht sich vom Aussterben bedroht. Die Hauptfigur zerbricht an dieser Situation. Den einzigen Ausweg sieht sie darin, sich die Gefühle gegenseitig aus dem Leib zu prügeln. Schmerz pur soll über die Orientierungslosigkeit hinweghelfen. Schliesslich kommt sie auf die Idee, das kommerzielle Nervensystem durch die Ausschaltung der Kreditkartenunternehmen lahmzulegen.
Regisseur David Fincher hat den kontroversen Roman von Chuck Palahniuk mit damals einzigartigen visuellen Effekten und einer tüchtigen Prise Selbstironie auf Zelluloid gebannt. Die Reaktionen auf den Film fallen gespalten aus. Manche lehnen ihn wegen der Gewaltverherrlichung kategorisch ab, andere sind so begeistert, dass sie gleich ihre eigenen Fight Clubs gründen und dadurch den Vorwurf der Gewaltverherrlichung bestätigen. Zwiespältig ist der Film durch die schonungslose Gewaltdarstellung durchaus. Doch «Fight Club» lässt sich zweifellos auch differenzierter betrachten. Der Film deckt dunkle Verhaltensmuster und die männliche Gespaltenheit auf, die letztlich nur in den Abgrund führen kann.
In erster Linie ist «Fight Club» aber vor allem unheimlich unterhaltsam. Der Film strotzt nur so vor Sarkasmus und Ausflügen auf die Metaebene. So bedankt sich Edward Norton, der wie gewohnt eine fabelhafte Leistung bietet, in einer Szene schon vorsorglich bei den Mitgliedern der Academy of Motion Pictures Arts and Sciences für den zu erhaltenden Oscar (für den er dann aber noch nicht einmal nominiert wurde). Auch Tylers Hobby, das Einfügen von pornografischen Einzelbildern in Familienfilme, bietet reichlich Anlass zur Durchleuchtung des Mediums. Und als der Erzähler am Ende in einer Wiederholung der Anfangsszene auf die Frage nach seinen letzten Worten ironisch erwidert «I still can’t think of anything», bemerkt Tyler Durden trocken: «Ah… flashback humor.»
Eine Blu-ray-Disc von diesem Film wurde von Kinowelt schon früh veröffentlicht, erhielt dafür jedoch vorwiegend negative Rückmeldungen, weil die Bildqualität mangelhaft gewesen sein soll. Die «Remastered»-Version bietet jetzt die gleich solide Bildqualität wie die US-Version. Die heute nicht mehr ganz so frischen visuellen Effekte sind dadurch teilweise ein wenig zu deutlich als digitale Konstruktionen zu erkennen. Aber ansonsten ist der häufig sehr dunkle Film wunderbar aufbereitet. Überragend ist die sehr aktive Tonspur DTS-HD Master Audio 7.1.
Das Bonusmaterial besteht aus den von der «Special Edition»-DVD übernommenen Beiträgen. Da sind einige entfallene Szenen, viele kurze Beiträge über die Entstehung der optischen Effekte sowie gleich vier, nicht immer ganz überzeugende Audiokommentare enthalten. Auf einer Tonspur ist David Fincher zu hören, auf einer anderen Fincher und seine Hauptdarsteller Brad Pitt, Edward Norton und Helena Bonham Carter. Auf dem Autoren-Kommentar sprechen Schriftsteller Chuck Palahniuk und Drehbuchautor Jim Uhls über den Film. Auf dem technischen Kommentar erklären Alex McDowell (Production Design), Jeff Cronenweth (Kamera), Michael Kaplan (Kostüme) und Kevin Haug (visuelle Effekte) ihren Beitrag. Während auf der US-Blu-Ray-Disc ein hilfreicher Suchindex für die Audiokommentare vorhanden ist, muss die Kinowelt-Blu-ray-Disc leider ohne dieses Extra auskommen.
Bewertung:
Bildqualität (Blu-ray):
Tonqualität (Blu-ray):
Bonusmaterial (Blu-ray):
(Bilder: © Kinowelt Home Entertainment)