Now, let’s go get your daughter.
Schon früh hat es Steven Spielberg verstanden, einfachste Stoffe möglichst faszinierend und massentauglich zu verpacken. Ob das nun die Verfolgung eines Autofahrers («Duel»), die Jagd auf einen Hai («Jaws») oder die Ankunft von Ausserirdischen auf der Erde («Close Encounters of the Third Kind») war. Auch die Idee zu dem von ihm als Drehbuchautor und Produzent entwickelten Horror-Thriller «Poltergeist» dreht sich um eine ganz simple Idee: Eine Familie wird in ihren Haus von einem übernatürlichen Phänomen bedroht.
Steve Freeling (Craig T. Nelson), seine Frau Diane (JoBeth Williams) und ihre drei Kinder Dana (Dominique Dunne), Robbie (Oliver Robins) und Carol Anne (Heather O’Rourke) leben glücklich in ihrem geräumigen Haus in einer ganz neuen Wohnsiedlung. Im Garten wird gerade ein Schwimmbecken gebaut und auch sonst könnte das Leben – abgesehen von kleinen Streitigkeiten mit dem Nachbarn und einem totem Haustier – nicht angenehmer sein. Da bemerkt die Familie plötzlich seltsame Ereignisse. Stühle werden umgestellt und Gabeln werden verbogen. Zunächst ist Diane von diesen Besonderheiten noch fasziniert. Doch eines Nachts verschwindet Carol Anne durch ein Portal im Schrank des Kinderzimmers.
Verzweifelt sucht die Familie Rat bei der Parapsychologin Dr. Lesh (Beatrice Straight) und ihrem Team. Die führen verschiedene Tests im Haus durch und kommen schliesslich zur Erkenntnis, dass die Ereignisse im Haus eindeutig auf eine Poltergeist-Erscheinung zurückzuführen sind. Von seinem Vorgesetzten (James Karen) erfährt Steve derweil, dass die Siedlung auf dem Gelände eines Friedhofs erbaut wurde und nur die Grabsteine, aber nicht die Gräber versetzt wurden. Nun stecken die Geister zwischen den Welten fest. Die einzige Hoffnung für die Rettung von Carol Anne sehen sie im Medium Tangina (Zelda Rubinstein), die entschlossen den Kampf gegen das übernatürliche Phänomen antritt.
Ob man nun an Geister und ähnliches glaubt oder nicht (ich mache es nicht), die prächtigen Spezialeffekte in «Poltergeist» sorgen für angenehmen Schauer. Für die zunächst noch amüsanten, später teilweise betörenden und schliesslich erschreckenden Tricks war Richard Edlund, der für «Star Wars» und «Raiders of the Lost Ark» mit Oscars ausgezeichnet wurde, als Leiter zuständig. Die ersten Vorfälle sind noch ziemlich verspielt eingestreut. Die Mutter lässt ihre Tochter über den Boden in der Küche rutschen, und nachdem die Wissenschaftler ihre ersten Untersuchungen abgeschlossen haben, erklärt Dr. Lesh: «The determination as to whether your home is haunted, is not very easy.» Gleichzeitig gleitet eine Kaffeekanne über den Tisch und die beiden Assistenten schauen verdutzt unter den Tisch.
Erst allmählich werden die paranormalen Ereignisse dann so richtig fürchterlich, etwa wenn einer der Assistenten eine Vision hat, wie er sich die Haut und das Fleisch im Gesicht von den Knochen reisst. Später zeigt sich, dass sich unter dem Haus immer noch Skelette befinden und der Aushub des Schwimmbecken erweist sich als gefährliche Falle für die Familie. Bei so beunruhigenden Bildern ist es ziemlich erstaunlich, dass der Film in den USA nach einem Rekurs die Freigabe PG (zugelassen für Kinder, Begleitung eines Erwachsenen empfohlen) erhalten hat. An dieser etwas fragwürdigen Einstufung zeigt sich wohl vor allem, über welche Macht Steven Spielberg schon damals verfügte.
Offiziell führte zwar Tobe Hooper Regie, der sich mit «The Texas Chain Saw Massacre» einen Namen gemacht hatte. Doch «Poltergeist» unterscheidet sich bezüglich der visuellen Umsetzung kaum von einem anderen Film von Steven Spielberg aus den frühen 80er-Jahren. Tatsächlich soll Spielberg nicht nur für die Geschichte verantwortlich, sondern auch sehr stark an der Inszenierung beteiligt gewesen sein. Die Handlung an sich ist eher nebensächlich und dient in erster Linie als Bühne für die Erscheinungen. Gegen Ende wird die magere Handlung dann immer löchriger. Vor allem der zeitliche Ablauf ist nicht wirklich konsistent. An der Wirkung der imposanten Spezialeffekte ändert das aber nur wenig.
Bild- und Tonqualiät der Blu-ray-Disc sind tadellos. Klanglich überzeugt vor allem die Tonspur in Dolby TrueHD 5.1, die sich aber auch trotz überarbeiteter Abmischung immer noch ziemlich frontlastig anhört. Als Bonusmaterial sind zwei je 15-minütige Beiträge über die «Wissenschaft» der Geister enthalten. Die sind allerdings so einseitig, dass sich nur bereits von übernatürlichen Phänomenen überzeugte Personen daran erfreuen können. Gleich zu Beginn des ersten Beitrags erklärt der selbsternannte Anthropologe Paul Draper, der auch noch Magier und Gedankenleser ist, dass gemäss einer Umfrage 3 von 4 Amerikanern an paranormale Ereignisse glauben. Da diese Gallup-Umfrage von 2005 frei zugänglich ist, lässt sich leicht feststellen, dass Draper die Zahlen sehr frei interpretiert und höchstens gut 50 Prozent der Befragten an Geisterhäuser und Geister glauben.
Bewertung:
Bildqualität (Blu-ray):
Tonqualität (Blu-ray):
Bonusmaterial (Blu-ray):
(Bilder: © Warner Home Entertainment)