«Pirates of the Caribbean: On Stranger Tides» von Jerry Bruckheimer und Rob Marshall

Johnny Depp und Penélope Cruz in «Pirates of the Caribbean: On Stranger Tides»

Does this face look like it’s been to the Fountain of Youth?

Ewige Jugend ist selbst den Stars aus Hollywood nur auf der Leinwand vergönnt. Da ist es nachvollziehbar, dass die Suche nach der Quelle der ewigen Jugend äusserst verlockend ist. Sie ist auch das Ziel in «Pirates of the Caribbean: On Stranger Tides». Die Drehbuchautoren Ted Elliott und Terry Rossio haben den nur beinahe nahtlos an «Pirates of the Caribbean: At World’s End» anschliessenden vierten Teil der Piraten-Saga auch noch mit Blackbeard und Meerjungfrauen bevölkert.

Gibbs (Kevin McNally) ist untröstlich. Der treue Gefährte des Piraten Jack Sparrow (Johnny Depp) steht in London vor Gericht und wird verdächtigt, der berüchtigte Kapitän zu sein. Zu seinem Glück steckt unter der Richter-Perücke eben dieser wagemutige Kapitän und befreit seinen ersten Maat aus der misslichen Lage. Der Trick fliegt aber auf. So landet Sparrow vor King George (Richard Griffiths). Der fette Monarch verlangt von Sparrow, dass er sich zusammen mit dem unterdessen zum Freibeuter beförderten und auf einem Holzbein humpelnden Kapitän Barbossa (Geoffrey Rush) auf die Suche nach der Quelle der ewigen Jugend macht. Denn dorthin hat auch der spanische König eine Mission geschickt. Da macht sich Sparrow aber lieber auf der Flucht.

In einer Spelunke trifft Sparrow auf eine Person, die sich als Captain Jack Sparrow ausgibt und Personal für ein Schiff sucht. Da Sparrow ein Schiff benötigt, konfrontiert er den Betrüger. Wie sich herausstellt, handelt es sich um die verwegene Angelica (Penélope Cruz), der Sparrow vor vielen Jahren die Unschuld raubte und das Herz brach. Nach der gemeinsamen Flucht vor Soldaten des Königs landet Sparrow auf der «Queen Anne’s Revenge», dem Schiff des berüchtigten Piraten Blackbeard (Ian McShane). Der ist ebenfalls auf der Suche nach dem Jungbrunnen. Ein Orakel hat nämlich seinen baldigen Tod durch einen einbeinigen Mann vorausgesagt. So beginnt die Wettfahrt.

Sam Claflin und Astrid Berges-Frisbey in «Pirates of the Caribbean: On Stranger Tides»

Wie es für die Piraten-Serie schon fast Pflicht ist, haben die Drehbuchautoren Ted Elliott und Terry Rossio die Handlung reichlich überladen. Besonders im Vergleich zum äusserst gradlinig erzählten und stärker auf historische Exaktheit Wert legenden Seefahrer-Drama «Master and Commander: The Far Side of the World» fällt die teilweise unübersichtliche und manchmal gar kühn zusammengeflickte Geschichte auf. Ziemlich beliebig tauchen die Figuren an den verschiedenen Schauplätzen auf und sorgen für ein wunderbares Chaos. Hauptsache die Reise geht zügig voran. Zuerst eine wilde Jagd durch London (mit kurzen Auftritten von Judi Dench und Keith Richards), dann auf die Schiffe und vorbei an Whitecap Bay, wo die gefährlichen Meerjungfrauen lauern, und schliesslich ins Dickicht des Dschungels.

Liess die Szene nach dem Abspann von «Pirates of the Caribbean: At World’s End» noch darauf schliessen, dass Will Turner und Elizabeth Swann im vierten Teil die Hauptfiguren sind, dreht sich nun doch wieder alles um den charismatischen Jack Sparrow. Der hat die Karte, auf der die Position des Jungbrunnens verzeichnet ist, und findet mit seinem magischen Kompass natürlich auch das Schiff des spanischen Konquistadors Juan Ponce de León. Das junge Liebespaar Turner und Swann wurde in der neuen Episode durch den Missionar Philip Swift (Sam Claflin) ersetzt, der sich in die verführerische Meerjungfrau Syrena (Astrid Berges-Frisbey) verliebt. Claflin und Berges-Frisbey verfügen zwar nicht über die gleiche Ausstrahlung wie Orlando Bloom und Keira Knightley, gefallen aber durchaus in ihren romantischen Rollen.

Nachteiliger wirkt sich eher aus, dass Sparrow mit Angelica eine beinahe identische Figur zur Seite gestellt wird. Dadurch ändert sich die Dynamik nachhaltig. Vor allem wirkt das Auftreten und der Humor von Sparrow nicht mehr ganz so exzentrisch und ausgefallen. Es fehlen vor allem Szenen, in denen Sparrow seine schizophrene Gespaltenheit ausleben darf. Aber zumindest hinterlässt Penélope Cruz einen bedeutend lebendigeren Eindruck als der etwas monoton auftretende Ian McShane, der unter dunklem Kostüm und Maske versinkt. Keine nennenswerte Auswirkung hatte der Wechsel der Regie von Gore Verbinski zu Rob Marshall. Wie schon «Prince of Persia: The Sands of Time» zeigte, sorgt eher Produzent Jerry Bruckheimer für die gewünschte Form seiner Filme. Die wird in «Pirates of the Caribbean: On Stranger Tides» durch die gewohnt opulente Ausstattung und die schwungvolle Inszenierung bestimmt.

Neu an «Pirates of the Caribbean: On Stranger Tides» ist vor allem die Verwendung von 3D. Dafür wurde die Produktion mit der Kamera Red One in Digital 3D gedreht. Die Technologie ermöglicht vor allem bei der Jagd durch London, während der Sparrow einmal auf einer Kutsche mit herunterfallender brennender Kohle fährt, einige wirkungsvolle Effekte. Ansonsten ist der Gewinn eher gering. Besonders die engen Raumverhältnisse auf den Schiffen erlaubt kaum eine wirksame Gestaltung der Szenen. Die Momente, in denen Blackbeard sein Schwert dem Publikum ins Gesicht streckt, sind nicht wirklich ein ausreichender Grund für das 3D-Format. Später im üppig grünen Dschungel ist die Raumwirkung schon ein wenig eindrücklicher, aber auch nicht unbedingt Überwältigend.

Fazit: «Pirates of the Caribbean: On Stranger Tides» fügt sich formal und erzählerisch einwandfrei an die bisherigen Episoden an und bietet durch die Figurenwechsel einige neuen Perspektiven.

Bewertung: 4 Sterne

(Bilder: © Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved.)

2 comments

  1. wie auch immer, für mich auf jeden fall mal wieder einen besuch im kino wert. die serie ist eifach kult! 🙂

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